Künstliche Intelligenz: Wir kommen noch mal neu rein

Avatar von Marcus Schwarze

Wer dachte, mit der Erfindung des Internets und der Künstlichen Intelligenz (KI) wäre es nun aber auch mal gut mit den Neuerungen im Berufsleben, der kommt besser noch mal neu rein. Drei Entdeckungen der vergangenen Woche.

Da ist zum einen der „Glo­be Explo­rer“: eine neu­ar­ti­ge Such­ma­schi­ne, die Such­vor­gän­ge struk­tu­riert unter­teilt, mit­hil­fe von KI baum­ar­tig gestal­tet und ähn­lich wie bei einer Mind Map Zusam­men­hän­ge fin­det. Jeder Begriff wird dabei bebil­dert, und man ist sofort im The­ma. Wer für eine Power­Point-Prä­sen­ta­ti­on Ideen fürs Bebil­dern braucht, wird hier schnell fün­dig. Und bekommt den Blick geweitet.

Gut, die aktu­el­le Kanz­le­rin ist mitt­ler­wei­le ein Mann, die HDI-Are­na von Han­no­ver 96 heißt inzwi­schen anders, und die deut­sche Fah­ne ist gewiss nicht die Kriegs­flag­ge des Nord­deut­schen Bun­des aus dem 19. Jahr­hun­dert. Daten sind teil­wei­se ver­al­tet und falsch. Doch zeigt der Explo­rer, dass auch für alte Such­ma­schi­nen wie Goog­le neue Dar­stel­lun­gen von Such­ergeb­nis­sen mög­lich sind.

Zum zwei­ten macht eine spe­zi­el­le KI namens Groq zur­zeit die Run­de. Sie hat sich öffent­lich zugäng­li­che Sprach­mo­del­le wie Llama und Mix­tral geschnappt, Open-Source-Model­le also. Das Beson­de­re ist das Tem­po, mit dem die KI hier ant­wor­tet. Anfra­gen wer­den inner­halb von Mil­li­se­kun­den beant­wor­tet. Grund sind spe­zi­el­le Pro­zes­so­ren und Sys­te­me, LPUs genannt. Die­se „Lan­guage Pro­ces­sing Units“ über­flü­geln her­kömm­li­che Gra­fik­kar­ten, die bis­her für KI-Sys­te­me ein­ge­setzt wer­den. Das Ergeb­nis beschleu­nigt nicht nur Text-KIs, son­dern auch Bil­der-KIs, Musik­ge­ne­rie­rung und mehr. Nicht zu ver­wech­seln ist Groq mit Grok, der KI von X‑Chef Elon Musk.

Und drit­tens hat eine KI jetzt den Turing-Test bestan­den. Ein Team von der Uni­ver­si­ty of Michi­gan und der Stan­ford Uni­ver­si­ty hat einen modi­fi­zier­ten Turing-Test ent­wi­ckelt und durch­ge­führt, der zeigt, dass ChatGPT‑4, die KI von Ope­nAI, Ver­hal­tens­wei­sen und Per­sön­lich­keits­merk­ma­le auf­weist, die von mensch­li­chen nicht zu unter­schei­den sind.

Der Turing-Test, benannt nach dem bri­ti­schen Mathe­ma­ti­ker und Com­pu­ter­wis­sen­schaft­ler Alan Turing (1912–1954), ist ein Maß­stab für die Fähig­keit einer Maschi­ne, men­schen­ähn­li­ches Ver­hal­ten zu zei­gen. Im Gegen­satz zu frü­he­ren Ansät­zen, die sich auf die sprach­li­che Fähig­keit der KI kon­zen­trier­ten, unter­such­te das For­schungs­team, wie ChatGPT‑4 in einer Rei­he von Ver­hal­tens­spie­len agiert, die dar­auf aus­ge­legt sind, mensch­li­che Cha­rak­ter­zü­ge wie Ver­trau­en, Fair­ness, Risi­ko­aver­si­on, Altru­is­mus und Koope­ra­ti­on zu messen.

ChatGPT‑4 ver­hielt sich in die­sen Spie­len inner­halb der Band­brei­te mensch­li­chen Ver­hal­tens und zeig­te sogar Mus­ter, die auf Lern­fä­hig­keit hin­deu­ten. Inter­es­san­ter­wei­se neig­te die KI dazu, koope­ra­ti­ver und altru­is­ti­scher zu sein als der Durch­schnitt der mensch­li­chen Teilnehmer.

Die­se Stu­die zeigt nicht nur, dass KI-Sys­te­me wie ChatGPT‑4 mensch­li­ches Ver­hal­ten in kom­ple­xen sozia­len Situa­tio­nen nach­ah­men kön­nen, son­dern auch, dass sie poten­zi­ell in der Lage sind, in bestimm­ten Kon­tex­ten „mensch­li­cher als mensch­lich“ zu agieren.

KI wäre dann nicht nur Werk­zeug, son­dern Part­ner in ver­schie­de­nen Aspek­ten des mensch­li­chen Lebens.