Schlagwort: Bild-Zeitung

  • Wie man dem Sparringspartner Wagnersche Kräfte beibringt
    (Illustration: Marcus Schwarze/Midjourney, KI-generiert)

    Wie man dem Sparringspartner Wagnersche Kräfte beibringt

    Die F.A.Z., Deutsch­lands ein­zi­ge Zei­tung mit drei Punk­ten in der Abkür­zung, nimmt freund­li­cher­wei­se mei­ne Diens­te in Anspruch; im „Prompt der Woche“ geht es in der ers­ten Fol­ge dar­um, wie mit­hil­fe von künst­li­cher Intel­li­genz (KI) ein hun­dert­sei­ti­ges PDF auf die Schnel­le zusam­men­ge­fasst, geröntgt und nach allen Regeln eines Sher­lock Hol­mes auf Herz und Nie­ren unter­sucht wer­den kann.

    So gibt es einen Ein­trag aufs Fleiß­kon­to und mei­ne Bit­te: Abon­nie­re zum Dank für so viel Eifer den neu­en F.A.Z. PRO D:ECONOMY News­let­ter! Der ist für drei Mona­te kos­ten­los und wird jeden Mitt­woch von Netz­öko­nom Hol­ger Schmidt und Johan­nes Win­kel­ha­ge ver­schickt. Ich darf dort häu­fi­ger einen „Prompt der Woche“ bei­steu­ern, eine Regie­an­wei­sung an die KI.

    Und weil das noch nicht genug ist, erklä­ren die Macher in die­sem Pod­cast, was F.A.Z. PRO D:Economy aus­macht (und mei­nen klei­nen Bei­trag dazu so wertvoll).

    Genug des Eigen­lobs für heu­te, hier der zwei­te Newsletter.

    Ich schrieb ja schon häu­fi­ger, dass die KI nur so gut ant­wor­tet, wie man es ihr bei­bringt. „Schreib einen Text im Stil von Franz Josef Wag­ner.“ Das funk­tio­niert schon heu­te, weil ChatGPT ganz offen­sicht­lich auch mit Tex­ten des „Bild“-Kolumnisten trai­niert und getriezt wur­de. Ich habe das hier aus­pro­biert. Und was soll man sagen: Es klappt, jeden­falls im Ansatz.

    Viel­leicht ein wenig lang das Gan­ze, „die Zeit wird es zei­gen“ hat Luft nach oben als intel­lek­tu­el­ler Hirn­riss, und gewiss wür­de der rich­ti­ge Franz Josef die Anna­le­na auch direkt anspre­chen und sei­ne Redak­ti­on sogar ihren Vor­na­men kor­ri­gie­ren; aber die Maschi­ne kann ja ver­kür­zen, was auch im Natu­rell des „Bild“-Menschen liegt. Was wohl der umtrie­bi­ge Ver­le­ger und KI-Fan Mathi­as Döpf­ner dazu sagt? Aber das ist, wie Kipling nie gesagt oder geschrie­ben hat, eine ande­re Geschichte.

    Die Maschine widerspricht

    Doch habt ihr die Vor­be­mer­kung der KI in die­sem tja, ver­gnüg­li­chen Expe­ri­ment gele­sen? Sie wagt den Wider­spruch! „Der Schreib­stil ent­spricht nicht den jour­na­lis­ti­schen Kri­te­ri­en, die Sie bevor­zu­gen, wie Neu­tra­li­tät und eine stren­ge Fokus­sie­rung auf Fak­ten.“ Und die Maschi­ne wagt, das offen­bar Unmög­li­che zu fra­gen: Möch­ten Sie den­noch, dass ich einen Text in die­sem Stil verfasse?

    Hin­ter­grund ist die­se eine Fein­ein­stel­lung, die man bei ChatGPT hin­ter­le­gen kann: „Benut­zer­de­fi­nier­te Anwei­sun­gen“ wer­den im Menü mit den drei Punk­ten hinterlegt.

    Fort­an reagiert die Maschi­ne etwas bes­ser auf mei­ne Prompts, weil sie nun bes­ser weiß, was ich von ihr erwar­te. Das ist zwar auch kein Garant gegen Gaga-Gequat­sche, aber aus dem 14-jäh­ri­gen KI-Prompt­prak­ti­kan­ten wird so etwas schnel­ler ein 18-jäh­ri­ger Sparringspartner.

    Wag­ner jeden­falls könn­te von heu­te auf mor­gen abtre­ten und zugleich unsterb­lich wer­den. Was allen gefal­len könn­te: a) dem Ver­le­ger, der ein Gehalt ein­spart, b) dem Kolum­nis­ten, der end­lich nicht mehr mit Vor­gän­gen der Welt getriezt wer­den müss­te, und c) jenen Lese­rin­nen und Lesern, die aus rein pro­fes­sio­nel­ler Medi­en­be­ob­ach­tung (natür­lich) stets die Sicht­wei­sen Wag­ners ver­fol­gen müs­sen, um d) dem Volk aufs Maul zu schau­en. But that ist ano­ther story.