Schlagwort: Dateinamen

  • Der ungehobene Schatz: Screenshots und Bilder mit Beschreibung

    Der ungehobene Schatz: Screenshots und Bilder mit Beschreibung

    Es sind die klei­nen Din­ge. „Bild­schirm­fo­to 2024-01-21 um 18.07.56.png“ benennt mein Mac einen Screen­shot, den ich just zu die­ser Zeit gefer­tigt habe. Was drin steckt, weiß nur ich, sobald ich die Datei öffne.

    Neu­er­dings benennt Künst­li­che Intel­li­genz den Datei­na­men voll­au­to­ma­tisch um, sobald ich die Datei mar­kie­re und das KI-Pro­gramm star­te. Dar­aus wird jetzt „20240121_180756_Banking_Transaktionen_Suchergebnisse“. Das Datum der Auf­nah­me also plus Uhr­zeit sowie Stich­wör­ter zum Inhalt. In die­sem Fall geht es um einen Screen­shot, der eine irre­gu­lä­re Abbu­chung von mei­nem Kre­dit­kar­ten­kon­to ent­hält, eine Rück­über­wei­sung auf­grund mei­nes Wider­spruchs und eine neu­er­li­che Abbu­chung. Eine ärger­li­che Sache, die es zu doku­men­tie­ren gilt.

    Die KI unter­nimmt mitt­ler­wei­le voll­au­to­ma­tisch die­se Ände­run­gen des Datei­na­mens. „Keep It Shot“ heißt das Pro­gramm dafür. Es über­wacht im Hin­ter­grund mei­nen Screen­shot-Ord­ner. Erscheint dort eine neue Datei, lädt es sie zu Ope­nAI hoch. Dort ana­ly­siert die KI die Inhal­te des auf­ge­nom­me­nen Bil­des. Ist das rei­ner Text, so wird der in Stich­wör­tern zusam­men­ge­fasst. Die Anwen­dung kos­tet ein­ma­lig 19 Dol­lar. Plus Zugang zu Ope­nAI, was Kos­ten im Mil­li-Cent-Bereich erzeugt.

    Auch foto­gra­fi­sche Inhal­te kön­nen so zusam­men­ge­fasst wer­den. „Busi­ness­frau im Büro“ oder „Fuß­gän­ger mit Stadt­plan“ inter­pre­tiert die KI dann aus den Bil­dern. Die drei, vier Stich­wör­ter schickt Ope­nAI zurück an mei­nen Mac, und das Pro­gramm „Keep it Shot“ benennt den zuvor hoch­ge­la­de­nen Screen­shot nach mei­nem gewünsch­ten Mus­ter um. Das Mus­ter lau­tet: „Trans­la­te con­tent to Ger­man with Ger­man umlauts. Add file crea­ti­on timestamp in front of file name.“

    Wer das will, erstellt einen Auto­ma­tis­mus für das Pro­gramm „Keep It Shot“: Es über­wacht dann den Screen­shots-Ord­ner und benennt die Datei­en auto­ma­tisch um. Auch für Win­dows ist eine ent­spre­chen­de Soft­ware in der Mache (ich habe sie nicht ausprobiert).

    Das Schö­ne an dem Screen­shot-Umbe­nen­nungs­dienst ist sei­ne Ver­knüp­fung mit Ope­nAI. Man muss ledig­lich einen API-Schlüs­sel von Ope­nAI hin­ter­le­gen, dann wird für jede Screen­shot-Ana­ly­se GPT‑4 genutzt. Wahl­wei­se kann auch Azu­re Ope­nAI hin­ter­legt wer­den, falls jemand dort Kun­de ist. Die Ver­knüp­fung lässt noch mehr erah­nen: Theo­re­tisch wäre an die­ser Stel­le eine Ver­knüp­fung mit einer eige­nen KI auf dem eige­nen Rech­ner mög­lich. Dann ver­lie­ße kein Screen­shot mehr das eige­ne Haus. Und wie die Ent­wick­lung zeigt, wer­den eige­ne KIs und Open-Source-Anwen­dun­gen aus die­sem Bereich immer leistungsfähiger.

    Ich ahne, was Apple und gewiss auch Micro­soft dem­nächst in ihren Sys­te­men noch tie­fer ein­bau­en. Die Bild­ana­ly­se mit Stich­wör­tern ist schon heu­te in Micro­soft Word für Bild­un­ter­schrif­ten hin­ter­legt. Da wäre es doch ein Klacks, wenn das künf­tig auch für Screen­shots funk­tio­niert. Ganz zu schwei­gen von den unse­li­gen IMG_01234-Dateien.

    Auf Apple-Rech­nern funk­tio­niert schon heu­te eine Kate­go­ri­sie­rung von Fotos nach ihren gezeig­ten Inhal­ten. Im Pro­gramm „Fotos“ wird mitt­ler­wei­le jedes Bild unter­sucht und in Kate­go­rien wie Strand, Wald, Pferd und, und, und ein­sor­tiert, je nach Inhalt. Das erleich­tert das Wie­der­fin­den von Auf­nah­men: Zeig mir das Bild von den Kin­dern am Strand aus 2017. Zusam­men mit der Gesichts­er­ken­nung und den Meta­da­ten wie dem per GPS hin­ter­leg­ten Auf­nah­me­ort wer­den so auch Bil­der­samm­lun­gen mit 60.000 Fotos locker durchsuchbar.

    Man stel­le sich das vor für Spei­cher­ord­ner von Unter­neh­men, Bild­ar­chi­ve, digi­ta­le Mes­sis. Es wird plötz­lich ein leich­tes, jenes eine Bild von der CeBIT vor 20 Jah­ren wie­der­zu­fin­den, auf dem eine Stand­par­ty gemein­sam mit der Kol­le­gin gefei­ert wur­de, die jetzt in den Ruhe­stand geht. Es sind die klei­nen Dinge.