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  • Volvo XC40 Pure Electric im Test: Irgendein Risiko ist immer

    Volvo XC40 Pure Electric im Test: Irgendein Risiko ist immer


    Der Volvo XC40 Pure Electric: ein richtiges Auto, hier im Abo, fährt und bremst wie erwartet, hat Google Automotive für durchdachtes Navigieren an Bord. Das haben bisher nur wenige Autos, es ist mehr als die Spiegelung des Android-Handys aufs Display des Autoradios. Die Google-Software läut so direkt auf einer Hardware namens Volvo – mit meist positiven Folgen im Zusammenspiel mit dem Wagen.

    Der Vol­vo XC40 Pure Elec­tric: ein rich­ti­ges Auto, hier im Abo, fährt und bremst wie erwar­tet, hat Goog­le Auto­mo­ti­ve für durch­dach­tes Navi­gie­ren an Bord. Das haben bis­her nur weni­ge Autos, es ist mehr als die Spie­ge­lung des Android-Han­dys aufs Dis­play des Auto­ra­di­os. Die Goog­le-Soft­ware läut so direkt auf einer Hard­ware namens Vol­vo – mit meist posi­ti­ven Fol­gen im Zusam­men­spiel mit dem Wagen.

    Nach mei­nem ers­ten leicht ver­un­glück­ten Aus­flug in die Elek­tro­mo­bi­li­tät mit einem Renault Zoe habe ich jetzt auf ein rich­ti­ges Auto umge­sat­telt. Ein Vol­vo XC40 Pure Elec­tric ersetzt die Kin­der­kar­re. Der Wagen lässt sich mit einer Peda­le fah­ren. Die Navi­ga­ti­on macht sinn­vol­le Vor­schlä­ge fürs Nach­la­den auf län­ge­ren Stre­cken. Und kein Eco-Modus erzeugt durch irr­sin­ni­ge Ver­lang­sa­mung auf Tem­po 72 auf der Auto­bahn licht­hu­pen­de Last­wa­gen im Rück­spie­gel. Kurz: Es gibt E‑Autos mit durch­dach­tem Nutzerinterface.

    Der Weg zum Vol­vo war frei­lich mit Dor­nen bestückt. Schuld hat Volks­wa­gen: Als ich mei­nen Schum­mel­die­sel dort abgab, bot der Händ­ler eine Test­fahrt mit dem ID.4 an. 70 Kilo­me­ter spä­ter hat­ten mich die Assis­tenz­sys­te­me fürs Abstand­hal­ten, Tem­po­mat und Spur­hal­te­sys­tem ange­fixt. Die Tech­nik, die kann was.

    Das Wochen­en­de dar­auf war der gewünsch­te Wagen online zusam­men­kon­fi­gu­riert. Nur lei­der dau­er­te es vom Zusam­men­kli­cken des ID.4 bis zum eigent­li­chen Ange­bot von der Händ­le­rin um die Ecke fast einen Monat – „was ziem­lich gut gelun­gen ist“, wie sie mir für mei­ne Leis­tung des Gekli­ckes mit einem Smi­ley anfangs schrieb. Die War­te­zeit fand ich hin­ge­gen weni­ger gelun­gen. Auch, so schrieb sie wei­ter, wür­de sie sich freu­en, wenn sie mei­ne kom­plet­ten Kon­takt­da­ten bekom­men könn­te, dann kön­ne sie schau­en, „ob wir even­tu­ell“ eine Lie­fer­zeit abfra­gen kön­nen. Even­tu­ell?

    Da hat­te ich mir bereits den Vol­vo eine Web­sei­te wei­ter zusam­men­ge­stellt und einen Werk­tag spä­ter einen Lie­fer­ter­min geholt. Fünf Wochen spä­ter gab mir der Vol­vo-Mann den Schlüs­sel: „Sie sind einer der weni­gen, die zur­zeit einen Wagen aus­ge­lie­fert bekom­men“, beglück­wünsch­te er mich, als hät­te ich einen Hun­dert-Meter-Lauf gewon­nen. Die „kur­ze“ Lie­fer­zeit liegt dar­an: Ich zah­le den Wagen im Abo. Er wird mir also nie gehö­ren. Bin­nen drei Mona­ten kann ich das Abo kün­di­gen. Dafür muss ich mich nicht um Win­ter­rei­fen, Haft­pflicht-Ver­si­che­rung, War­tung und Kfz-Steu­er küm­mern. Zumin­dest nicht bei den Kos­ten. Die sind im 700-Euro-Monats-Abo enthalten.

    Für das vie­le Geld gibt’s viel Auto. Ordent­lich Stau­raum im Ver­gleich zur Kin­der­kar­re. Eine Beschleu­ni­gung zum In-die-Sit­ze-Pres­sen, wenn man denn mal die guten Manie­ren ver­gisst und dem Por­sche an der Ampel die Gren­zen sei­nes Ver­bren­ners auf­zei­gen möch­te. Dazu Schal­ter statt Schal­ter­chen und ordent­li­che Hebel statt Plas­tik­schar­nie­re. Alles in der rich­ti­gen Ent­fer­nung mit kla­rer Funktion.

    Und Fah­ren mit einer Peda­le? Geht man vom Gas, bremst der Wagen auto­ma­tisch und nicht zu wenig. Mit dem rich­ti­gen Fuß­bal­len­ge­fühl hält er die Geschwin­dig­keit. Vor­aus­schau­end gefah­ren, braucht man die Brems­pe­da­le nur noch für Not­si­tua­tio­nen. Oder man schal­tet gleich den Tem­po­mat ein, bestä­tigt mit zwei Wip­pen am Lenk­rad die gewünsch­te oder maxi­mal zuläs­si­ge Geschwin­dig­keit und hängt sich so an den Vor­der­mann ran. Der Abstand­hal­ter hält dann auto­ma­tisch eine, zwei oder drei Fahr­zeug­län­gen Abstand und bremst bei Bedarf sogar bis zum Still­stand. Beim Wie­der­an­fah­ren ist das Sys­tem etwas trä­ge, aber es ist halt ein Vol­vo – außer man gibt per Fuß­pe­dal extra Gas. Dann kann der Kar­ren glei­ten wie ein jun­ger Lam­bor­ghi­ni, ohne Auspuff.

    Fingerabdrücke abzubilden sind eine besondere Leistung des iPhones, im Auto selbst wirkt die Oberfläche weniger unhygienisch. Hier hat der Volvo sein Betriebssystem upgedatet, über die eingebaute SIM-Karte. In Foren berichten Nutzer, dass anschließend ein Reboot des Autos nötig wurde. In meinem Fall fuhr der Wagen anschließend wie geschmiert, ich meine beim Spurhalteassistent eine größere Entfernung zum rechten Fahrstreifen ausgemacht zu haben. Und beim Rückwärtsfahren springt jetzt häufiger die Warnung vor Passanten an samt automatischer Bremse – auch wenn da nur eine Schaufensterpuppe in der Rückfahrkammer sichtbar war.

    Fin­ger­ab­drü­cke abzu­bil­den sind eine beson­de­re Leis­tung des iPho­nes, im Auto selbst wirkt die Ober­flä­che weni­ger unhy­gie­nisch. Hier hat der Vol­vo sein Betriebs­sys­tem upge­da­tet, über die ein­ge­bau­te SIM-Kar­te. In Foren berich­ten Nut­zer, dass anschlie­ßend ein Reboot des Autos nötig wur­de. In mei­nem Fall fuhr der Wagen anschlie­ßend wie geschmiert, ich mei­ne beim Spur­hal­te­as­sis­tent eine grö­ße­re Ent­fer­nung zum rech­ten Fahr­strei­fen aus­ge­macht zu haben. Und beim Rück­wärts­fah­ren springt jetzt häu­fi­ger die War­nung vor Pas­san­ten an samt auto­ma­ti­scher Brem­se – auch wenn da nur eine Schau­fens­ter­pup­pe in der Rück­fahr­kam­mer sicht­bar war.

    Kern des Autos ist das Cen­ter Dis­play. Das Betriebs­sys­tem des Vol­vo-Navis stammt von Goog­le. Wohl­ge­merkt, es ist das Betriebs­sys­tem Android Auto­mo­ti­ve, nicht ein­fach die­ses schön län­ger erhält­li­che Sys­tem Goog­le Auto, das die Funk­tio­nen eines Android-Smart­phones auf dem Auto­ra­dio spie­gelt. Goog­le Auto ist auf vie­len Auto­mar­ken nutz­bar, Goog­le Auto­mo­ti­ve bis­her nur bei jün­ge­ren Vol­vos, dem Renault Mega­ne und dem Vol­vo-Luxus­schlit­ten Pole­star. Es wer­den mehr Autos wer­den, denn die jahr­zehn­te­lan­ge Erfah­rung von Goog­le beim Kom­po­nie­ren von Benut­zer­mas­ken wird umge­hend sicht­bar. Davon kann Vol­vo oder Volks­wa­gen nur lernen.

    Zur Nut­zung von Goog­le Auto­mo­ti­ve ist eine Gmail-Adres­se von­nö­ten. Sie wird mit dem Auto gekop­pelt. Wer wie ich seit etwa zwei Jahr­zehn­ten Gmail mit einer eige­nen Domain nutzt, erhält eine Feh­ler­mel­dung beim Ver­bin­den. Für die­se spe­zi­el­len Workspace-Adres­sen von Goog­le ist die Ver­knüp­fung mit dem Vol­vo noch nicht mög­lich. So ent­fal­len dann lei­der auch eini­ge Funk­tio­nen wie der Zugriff auf Adres­sen aus dem Goog­le-Adress­buch als Navi­ga­ti­ons­zie­le. Dafür gibt es im Goog­le Play Store ein paar ers­te weni­ge fürs Auto gedach­te Apps, etwa die ARD-Audio­thek oder Spo­ti­fy. Die Sprach­er­ken­nung des Goog­le-Autos ist noch mit Luft nach oben. Nicht zu ver­glei­chen mit Apple Car­play (das ich auf dem vor­he­ri­gen Schum­mel­die­sel von Volks­wa­gen nutz­te) und das auf dem Vol­vo XC40 lei­der noch nicht funk­tio­niert. Es ist seit einem Jahr ange­kün­digt. Wie es heißt, wird das nur auf der Mit­tel­kon­so­le funk­tio­nie­ren, nicht aber auf dem zusätz­li­chen Dis­play hin­term Lenk­rad. Das wäre eine Enttäuschung.

    Nicht so bei Goog­le Auto­mo­ti­ve. Dar­über erhält das Betriebs­sys­tem im Auto­ra­dio bes­se­ren Zugriff auf auto­in­ter­ne Daten wie die Reich­wei­te oder den Lade­stand des Auto-Akkus, und es erzeugt auch eine wei­te­re durch­dach­te Ansicht auf dem Dis­play hin­term Lenk­rad. Da wird das Kur­fürst­li­che Schloss in Koblenz schon mal in 3‑D beim Vor­bei­fah­renange­zeigt, und die Häu­ser­schluch­ten der Alt­stadt bekom­men ein Gesicht.

    AAOS, das Android Auto­mo­ti­ve Ope­ra­ting Sys­tem von Goog­le, bewirkt offen­sicht­lich noch mehr: Durch irgend­ei­ne Sys­tem­ma­gie bekommt das Auto­ra­dio dann doch Zugriff auf bestimm­te Din­ge aus der Cloud: Da suchst Du auf dem Sofa am iPho­ne-Han­dy, ein­ge­loggt mit der Workspace-E-Mail-Adres­se von Gmail, nach der Adres­se für einen Ter­min am nächs­ten Mor­gen, um die rich­ti­ge Abfahrt­zeit zu pla­nen. Im Navi­ga­ti­ons­sys­tem des Autos, ein­ge­loggt mit der ande­ren Gmail-Adres­se ohne Workspace, taucht die­sel­be am Vor­abend gesuch­te Adres­se dann unter „Frü­he­re Suchen“ auf. It’s magic. Und ein wenig spoo­ky. Was sich dann auch zeigt, als ein paar Tage spä­ter noch ganz ande­re Suchen nach Adres­sen hier auf­tau­chen. Es waren die des Soh­nes – obwohl wir für ihn ein wei­te­res Pro­fil im Auto mit­samt eige­ner Gmail-Adres­se ein­ge­rich­tet hatten.

    Immer­hin brauch­bar ist die­se Navi­ga­ti­on beim Pla­nen von Lade­sta­tio­nen unter­wegs. Bei einer rea­lis­ti­schen Reich­wei­te von 250 Kilo­me­tern schlägt der Goog­le-Vol­vo jeg­li­che Elek­tro-Sta­tio­nen in der Nähe vor und gibt Hin­wei­se auf sol­che mit schnel­ler oder mit­tel­mä­ßi­ger Lade­ge­schwin­dig­keit. Das könn­te noch etwas intel­li­gen­ter sein und die opti­ma­le Anhal­te­stra­te­gie zei­gen – aber ich will nicht klein­lich sein. Kein Ver­gleich ist das jeden­falls zur Lade­sta­ti­ons­su­che im Renault Zoe. Da wird schon mal sinn­frei die Lis­te der Ben­zin­tank­stel­len gezeigt.

    Ein Wort zur Reich­wei­te von Elek­tro­au­tos. WLTP heißt der Stan­dard, den alle Auto­her­stel­ler beach­ten müs­sen, wenn sie die Reich­wei­ten ihrer gela­de­nen Wagen ange­ben. Sie stim­men nur auf dem Prüf­stand unter genau bestimm­ten Bedin­gun­gen, in der Pra­xis gilt es immer vie­le Kilo­me­ter abzu­zie­hen. So wer­den beim XC40 aus 418 Kilo­me­tern laut WLTP-Mes­sun­gen im ADAC-Test 310 Kilo­me­ter. WLTP: Ein Fall für die Ver­brau­cher­schüt­zer. Wer denkt sich sol­chen Betrug aus?

    Im Mar­cus-Schwar­ze-tes­tet-die-Beschleu­ni­gung-Ver­gleich auf frei­er Auto­bahn sind’s dann schon mal nur noch 250 Kilo­me­ter. Im Som­mer. Bei 18 Grad. Nicht machen. Erst recht nicht im akku­f­eind­li­chen Winter.

    Pro­ble­ma­ti­scher für den Goog­le-Vol­vo sind die Lade­sta­tio­nen vor Ort in der Bedie­nung. Test­fahr­ten rund um Koblenz ent­larv­ten etwa die Hälf­te der Lade­sta­tio­nen als nicht ohne Wei­te­res benutz­bar. In Mon­ta­baur etwa zeig­te eine Lade­sta­ti­on bei Aral eine hand­schrift­li­che Notiz, dass Kre­dit­kar­ten noch nicht funk­tio­nier­ten. Die ange­bo­te­ne Frei­schal­tung per QR-Code und Scan auf dem Han­dy führ­te zu einer Web­sei­te, auf der per­sön­li­che Daten und Kre­dit­kar­ten­da­ten ein­zu­tra­gen waren. Frei­schal­ten ließ sich das Lade­ka­bel den­noch nicht. Und das, obwohl ich Abitur habe und Zeit hatte.

    Die einen parken so, die anderen so. Nutzung einer kostenlosen Ladestation beim Aldi.

    Die einen par­ken so, die ande­ren so. Nut­zung einer kos­ten­lo­sen Lade­sta­ti­on beim Aldi.

    Bei einer ande­ren Lade­säu­le in Koblenz waren diver­se Abzapf­ver­su­che mit­tels ADAC-Lade­kar­te, Kre­dit­kar­te, iPho­ne-Near­feld-Chip und Foto-Scan eines QR-Codes ohne Erfolg gekrönt. Nach erst­ma­li­ger Lek­tü­re des Bedien­hand­buchs des Autos fiel mir dann eine zusätz­li­che Kar­te des Diens­tes Plug­sur­fing in die Hän­de, mit dem Vol­vo koope­riert und für den ein­zel­ne Lade­säu­len ver­güns­tig­te Strom­prei­se anbie­ten. Meh­re­re Apps und Dienst­leis­ter fül­len so mitt­ler­wei­le das iPho­ne und die Kar­ten­samm­lung, damit die Lade­säu­len nutz­bar werden.

    In der Pra­xis hält man dann nach­ein­an­der die Kar­ten, das Han­dy und die Kre­dit­kar­ten vor die Lade­sta­ti­on, in der Hoff­nung, dass etwas pas­siert.Tari­fe sind so undurch­schau­bar wie einst die fürs Han­dy – mit allen Spiel­ar­ten von monat­li­chen Grund­ge­büh­ren, maxi­mal nutz­ba­ren Kilo­watt­stun­den pro Monat und Cent-Dif­fe­ren­zen im zwei­stel­li­gen Bereich pro Watt­se­kun­de plus Lade­sta­ti­ons­be­set­zungs­pau­scha­le, abge­rech­net wie­der­um pro Minu­te. Unan­nehm­bar. Eini­ge Anbie­ter sind so frech, direkt mit der sofor­ti­gen Frei­schal­tung 49 Euro pau­schal von der Kre­dit­kar­te abzu­bu­chen – nicht nur zu reser­vie­ren –, um dann nach dem Lade­vor­gang die Dif­fe­renz zu den eigent­li­chen Kos­ten zurück­zu­er­stat­ten. In einem Fall dau­er­te die Rück­erstat­tung meh­re­re Tage. Die Auto­la­de­welt ist auch hier ein ein­zi­ger Fall für die Verbraucherschützer.

    Dieser Bursche in Lahnstein meldete innerhalb von 20 Minuten weitgehend erfolglosen Ladens drei Ladeversuche und reservierte dreimal 50 Euro. Glücklicherweise waren die Kosten nur reserviert, wurden nicht wirklich abgebucht. Beim dritten Versuch gelang dann immerhin das Laden, nach einer Viertelstunde habe ich aber abgebrochen. Es hätte noch etliche Stunden gedauert, mangels Ladetempo.

    Die­ser Bur­sche in Lahn­stein mel­de­te inner­halb von 20 Minu­ten weit­ge­hend erfolg­lo­sen Ladens drei Lade­ver­su­che und reser­vier­te drei­mal 50 Euro. Glück­li­cher­wei­se waren die Kos­ten nur reser­viert, wur­den nicht wirk­lich abge­bucht. Beim drit­ten Ver­such gelang dann immer­hin das Laden, nach einer Vier­tel­stun­de habe ich aber abge­bro­chen. Es hät­te noch etli­che Stun­den gedau­ert, man­gels Ladetempo.

    Ver­söhnt wird man aber mit nied­ri­gen Kos­ten fürs Voll­la­den oder bes­ser: fürs 90-Pro­zent-Laden, dazu gleich mehr.

    Heu­te Nacht lädt der Vol­vo nun in der hei­mi­schen Gara­ge. Das ist nicht ver­gleich­bar mit den „rich­ti­gen“ Lade­sta­tio­nen, wo für Tes­las 300 Kilo­watt und einen wie den Vol­vo 150 Kilo­watt mög­lich sind. Dann ist der Vol­vo schon mal nach einer vier­tel oder hal­ben Stun­de wie­der bei 90 Pro­zent Ladung. Beson­ders umschwärmt ist mitt­ler­wei­le ein Aldi im ganz ande­ren Stadt­teil von Koblenz, wo eine sol­che schnel­le Lade­sta­ti­on wäh­rend der Öff­nungs­zei­ten kos­ten­los nutz­bar ist. Ein­fach Kabel anste­cken und gut, ohne App, Kre­dit­kar­te, QR-Code, Ärger. Ein­kau­fen wird so zum Ladebelohnungserlebnis.

    Zu Hau­se an der nor­ma­len Steck­do­se braucht es dage­gen bis zum nächs­ten Mor­gen. „Fer­tig um 4.43 Uhr“, mel­det die Vol­vo-App auf dem Han­dy. Vor­ein­ge­stellt ist aller­dings eine Ladung von nur 90 Pro­zent der Akku-Kapa­zi­tät, dann schal­tet das Laden ab. 100 Pro­zent wür­den dem Akku lang­fris­tig schaden.

    Was wohl ins­ge­samt für die­ses E‑Auto gilt. So hun­dert Pro­zent aus­ge­reift wie der Ver­bren­ner sind E‑Autos noch nicht. Und selbst wenn man ein gutes wie den XC40 gefun­den hat, ist man­che Logis­tik dahin­ter noch Neuland.

    Ande­rer­seits hat man nach einem Wochen­en­de Rund­rei­se in hei­mi­schen Gefil­den die guten, die schnel­len und die Ugly-Sta­tio­nen in der Hei­mat aus­ge­macht. Die guten laden mit 150 kW und kos­ten nichts. Die eben­so schnel­len wei­te­ren wie an der Aral-Tan­ke kos­ten einen gemüt­li­chen Kaf­fee und maxi­mal einen Zwan­zi­ger. Die Ugly-Sta­tio­nen erfor­dern das Anstöp­seln eines mit­ge­brach­ten Kabels, laden lang­sam und sind uner­probt in der Bedie­nung per App und Lade­kar­te; sie wer­den ver­mut­lich bald wie­der verschwinden.

    Blie­be noch die Lade­sta­ti­on zu Hau­se: Über Nacht ist das Auto wie­der voll, für den Stadt­ver­kehr geeignet.

    War­um ich den­noch den XC40 im Abo wie­der zurück­ge­be: Auf Dau­er ist das Abo zu teu­er. Für etwas weni­ger Geld lässt sich die Luxus­ver­si­on des Autos, ein Pole­star 2, lea­sen. Dann gibt’s ein Son­nen­dach und extra digi­ta­len Schni­cki wie das hier­für eben­falls ange­kün­dig­te Apple Car Play oder die 360-Grad-Rund­um­sicht beim Ein­par­ken, ich mag so etwas. Und die monat­li­chen Kos­ten sind nicht zum Fens­ter her­aus­ge­schmis­sen, son­dern zah­len auf den Besitz des Fahr­zeugs am Ende der Lauf­zeit ein.

    Ob der Akku dann noch so gut funk­tio­niert wie zu Beginn, steht auf einem ande­ren Blatt. Aber irgend­ein Risi­ko ist halt immer.

  • Ausflug in die Elektromobilität

    Ausflug in die Elektromobilität

    Die wol­len ja auch leben. Bemes­sen wird der Auf­wand offen­bar nach Kon­to­stand des ört­li­chen Schum­mel­die­sel-Zurück­nah­me-Part­ners. Ich rech­ne schon mal mei­nen Stun­den­satz hoch für die Auf­wands­pau­scha­le zur Fahrt nach Mayen.

    Sei’s drum. Es wird ernst mit der Autosuche.

    Favo­rit für ein neu­es Fahr­zeug war bis­her ein Ioniq 5 von Hyun­dai, weil Kol­le­gen der Fach­pres­se ihn für gut befan­den. Eine Pro­be­fahrt mit einem ähn­li­chen Hyun­dai einer Bekann­ten bestärk­te mich in dem Plan.

    Ers­te Ris­se bekam der posi­ti­ve Gesamt­ein­druck aller­dings beim Ver­such, einen Ter­min für eine Pro­be­fahrt mit einem ech­ten Ioniq 5 zu bekom­men. Ein Hyun­dai-Händ­ler aus der Regi­on kann sich offen­bar vor Nach­fra­gen kaum ret­ten. Jeden­falls hal­te ich die Reak­ti­ons­ge­schwin­dig­keit auf zwei ent­spre­chen­de Mails und zwei Anru­fe nach einer Woche für ausbaufähig.

    Ein zwei­ter Schat­ten fiel nun auf die euro­päi­sche Elek­tro­mo­bi­li­täts­bran­che, als ich in Frank­furt bei Sixt einen „Peu­geot e‑208 oder ähn­lich“ zur über­brü­cken­den monat­li­chen Mie­te abholte.


    Er ent­pupp­te sich als Renault Zoe R135. Die­ser Peu­geot e‑208 oder ähn­lich fährt dann also nicht 150, son­dern 140 km/h, das Dreh­mo­ment umfasst 245 statt 260 Nano­me­ter, von 0 auf 100 braucht er andert­halb Sekünd­chen mehr. Sol­che Wer­te hat man als inzwi­schen ver­stän­di­ger Leser der Auto­knall­pres­se natür­lich drauf, genau­so wie den „Ver­brauch kom­bi­niert nach WLTP“ von sage und schrei­be 17,7 kWh/100 km statt 15,4. Geht eigent­lich gar nicht, aber ich woll­te kein Rück­fahr­ti­cket mit der Bahn (17 kWh/100 km – aller­dings pro Fahrgast).

    Der freund­li­che Sixt-Mensch räum­te auf Nach­fra­ge ein, dass der Wagen kein Lade­ka­bel hat.

    Also, das Auto hat zwar ein „inno­va­ti­ves Bat­te­rie­la­de­sys­tem auch gut für län­ge­re Fahr­ten“ und eine „inte­grier­te Aus­stat­tung“, wie es auf der Web­sei­te heißt – aber kein Lade­ka­bel. Dafür, so Mr. Sixt, ist die­ser Bur­sche hier zu 85 Pro­zent geladen.

    Im Über­ga­be­pro­to­koll haben das feh­len­de Kabel schon Fah­rer vor mir mokiert. So reih­te ich mich ein in die Malai­sen der Elek­tro­pio­nie­re, man ist ja schließ­lich forsch beim Kampf gegen die Kli­ma­ka­ta­stro­phe: Sturm­fest und erd­ver­wach­sen stem­men wir uns gegen auch klei­ne Irri­ta­tio­nen. Und die Kabel gebe es an den Lade­sta­tio­nen, schwin­del­te der Mann.

    Der eco-Modus

    Immer­hin fuhr der Peu­geot e‑208 oder ähn­lich ganz pas­sa­bel auf dem Weg zurück nach Koblenz. Mal abge­se­hen davon, dass die Fede­rung im all­ge­mei­nen wohl eher in Wolfs­burg statt in Frank­reich erfun­den wur­de. Und die Auto­bahn Frankfurt–Koblenz im Beson­de­ren eine beson­ders gut geeig­ne­te für Fede­rungs­me­cha­ni­ker­prak­tis bei Zoe-Bau­ern zur Able­gung der Zwi­schen­prü­fung sein dürf­te. Und ich brauch­te auch nur die hal­be Fahrt­stre­cke, um her­aus­zu­fin­den, wie man auf der Auto­bahn schnel­ler als 100 km/h fah­ren darf. Für Fein­schme­cker: Man drü­cke eine Eco-Tas­te in der Mit­tel­kon­so­le so häu­fig, bis ein nir­gends ange­zeig­ter Eco-Fahr­mo­dus aus­ge­schal­tet ist.

    Zurück in Koblenz waren die 85 Pro­zent Bat­te­rie­la­dung deut­lich geschrumpft, auf dem Tacho blie­ben 40 Kilo­me­ter Reich­wei­te. Wer jemals das Navi des Peu­geot e‑208 oder ähn­lich bedient hat, will nie wie­der eine Elek­tro-Tank­stel­le suchen müs­sen. Dank frü­he­rer inves­ti­ga­ti­ver Recher­chen war mir eine Lade­sta­ti­on an einer nahe­ge­le­ge­nen Schu­le bekannt, man ist ja gefuchst so als Elektropionier.

    Vor Ort auf dem Schul­park­platz die nächs­te Fra­ge: Wie öff­net man das Logo im Küh­ler­grill? Dafür gibt’s zum Glück Anlei­tun­gen im Inter­net. Wie öff­net man die zusätz­li­che Schutz­ab­de­ckung dahin­ter? Dafür gibt’s kei­ne Anlei­tung im Inter­net, und ich habe wirk­lich JEDE ZOE-SEITE IM NETZ GESEHEN, auch die … aber las­sen wir das.

    Ein Kabel hat die­se Lade­sta­ti­on merk­wür­di­ger­wei­se nicht, der Sixt-Mann war gewiss noch nie in Koblenz, die­ser Schlingel.

    Lösung im Frank?

    Wie öff­net man die Motor­hau­be des Zoe, in der Hoff­nung, dass da viel­leicht doch ein Kabel im Frunk ver­steckt ist? Wir Elek­tro­ex­per­ten wis­sen: Das ist ein Kof­fer­raum vor­ne im Auto, ein Front Trunk, und in die­sem Frank kann man gut die Lade­ka­bel ver­stau­en. Das all­wis­sen­de Inter­net bringt zutage:

    • a) Zum Öff­nen der Motor­hau­be im Zoe gibt’s einen ver­steck­ten zusätz­li­chen Schalter;
    • b) der Zoe hat kei­nen Frank;
    • c) die­ser Peu­geot e‑208 oder ähn­lich hat defi­ni­tiv kein Lade­ka­bel an Bord.

    Zumin­dest in der Theo­rie woll­te ich mal das Laden durch­spie­len. Wie bedient man die Lade­sta­ti­on? EC-Kar­te rein, PIN ein­ge­tippt, Kabel ange­schlos­sen? Geht so ja auch beim Kauf von Kippen.

    Ergeb­nis am Tat­ort Lade­sta­ti­on Gym­na­si­um Aster­stein: Sie hat kei­nen EC-Kar­ten-Schacht. Auch kei­nen Knopf, um Hil­fe anzu­fra­gen. Oder eine Tele­fon­num­mer, um mal nach­zu­fra­gen, wie das geht. Geschwei­ge denn eine 1–2‑3-Schritt-für-Schritt-Anleitung nach dem Mot­to: Sie wol­len laden? Wir wer­den liefern!

    Dafür gibt’s zum Glück einen QR-Code auf der Lade­sta­ti­on. Was macht man, wenn der zu einem „Feh­ler 404 – Sei­te nicht gefun­den“ führt? Loo­king at you, Stadt­ver­wal­tung Koblenz.

    Der QR-Code zu den Bedien-, Tarif- und Störungshinweisen zur Ladestation hat – eine Störung. Einfach mal einscannen, klappt auch mit dem Foto.

    Der QR-Code zu den Bedien‑, Tarif- und Stö­rungs­hin­wei­sen zur Lade­sta­ti­on hat – eine Stö­rung. Ein­fach mal ein­scan­nen, klappt auch mit dem Foto.

    Wei­te­re inves­ti­ga­ti­ve Recher­chen ste­hen aus, ich erwar­te nicht weni­ger als eine Kon­to­ein­rich­tung mit Video-Iden­ti­fi­ka­ti­on, per­sön­li­cher Kun­den­kar­te mit bio­me­tri­schem Pass­fo­to und 12-Monats-Abo. Und ein biss­chen Auf­wand, wenn ich dem­nächst mal in May­en, Mainz oder Mon­ta­baur laden möchte.

    So parkt jetzt ein Peu­geot e‑208 oder ähn­lich mit noch 38 Kilo­me­tern Reich­wei­te vor mei­nem Haus. Sei­ne geschwun­ge­nen Augen bli­cken sehn­süch­tig auf den Park­platz des VW Sha­ran neben­an, der dem­nächst in die ewi­gen Jagd­grün­de der Schum­mel­die­sel ein­geht, um sein letz­tes Dasein als eigent­lich doch ganz wacke­rer Wolfs­bur­ger in den Step­pen von Sudan, Sam­be­si oder Suhl zu fristen.

    Dort, wo sich 1000 km Reich­wei­te mit einem Schlauch an der Tank­stel­le in fünf Minu­ten nach­la­den lassen.

    Epi­log (1)

    Auf mei­ne Beschwer­de hin mel­de­te sich eine freund­li­che Dame von Sixt und bot an, den Peu­geot oder ähn­lich mit dem man­geln­den Lade­ka­bel gegen einen Peu­geot oder ähn­lich mit vor­han­de­nem Lade­ka­bel zu tau­schen. Ger­ne woll­te ich das Ange­bot wahr­neh­men und hielt es für prag­ma­tisch, doch ein­fach nur das Lade­ka­bel nach­zu­lie­fern, man müss­te ja nicht gleich den Has­sel eines kom­plet­ten Auto­tau­sches vor­neh­men. Das war dann aller­dings nicht mög­lich. Und vor Ort bei Sixt ent­pupp­te sich der neue Peu­geot oder ähn­lich dies­mal als Opel Cor­sa, einem alten Benziner.

    Auf mei­ne Inter­ven­ti­on hin wan­del­te man ihn wie­der­um zu einem neue­ren Zoe mit­samt Lade­ka­bel, „die Peu­geots kom­men bestimmt bald wie­der rein“. Der Zoe ist sogar mit neu­er Soft­ware etwas kom­for­ta­bler aus­ge­stat­tet: Erst­mals zeigt er den eco-Modus an, wenn man die eco-Tas­te drückt. Dann fährt der Zoe aller­dings nicht schnel­ler als 70. Eine Exper­tin schreibt mir, der eco-Modus sei halt nicht für die Auto­bahn geeig­net. Mir schwant: Am meis­ten eco ist ein Auto, das nicht fährt. Oder bes­ser noch eines, das man nicht braucht.

    Epi­log (2)

    Der ganz­heit­li­che Schlacht­plan eines Ioniq 5 als das eigent­lich gewünsch­te Elek­tro­fahr­zeug – vor­aus­ge­setzt eine Pro­be­fahrt offen­bart kei­ne unge­wünsch­ten Sei­ten­ef­fek­te – nimmt nun doch For­men an. Es bedurfte

    • eines wei­te­ren Anrufs beim ört­li­chen Händler,
    • einem ange­kün­dig­ten Lea­sing­an­ge­bot, das eine Woche spä­ter immer noch nicht gemailt war,
    • eines noch­ma­li­gen Anrufs zur Erinnerung,
    • eines hilf­rei­chen Rück­rufs vom Chef.

    Der Ver­käu­fer ist an Coro­na erkrankt, da wünscht man gute Bes­se­rung und freut sich, dass der Händ­ler über­haupt in der Lage ist, ein Auto zu verkaufen.

    Nur ob die staat­li­che För­de­rung mit ein­ge­rech­net wer­den kann, das ist „wegen der Bun­des­re­gie­rung“ frag­lich, „Sie haben ja bestimmt das Dra­ma um die KfW-För­de­rung mit­be­kom­men“. Denn die Lie­fer­zeit für einen Ioniq 5 beträgt: 12 Monate.

    Epi­log 3

    Anruf beim Amt, ob man mir hel­fen kön­ne, wie ich die Lade­sta­ti­on mit dem defek­ten QR-Code nut­zen kön­ne. Das steht im Inter­net, ant­wor­tet Herr B. Ja, wo denn?, fra­ge ich zurück und erwäh­ne die halb­stün­di­ge Kon­sul­ta­ti­on von koblenz​.de, evm​.de und Goog​le​.de. (Die Zoe-Sei­te erwäh­ne ich nicht.)

    Er ver­spricht, sich auch mal umzu­schau­en, und eine hal­be Stun­de spä­ter, was für ein Ser­vice, schickt er mir die Anlei­tung per Mail: Man gehe aufs Geo­por­tal der Stadt. Dort den ÖPNV her­aus­neh­men. Die Elek­tro­la­de­säu­len aus­wäh­len. Zur Schu­le auf dem Aster­stein scrol­len, dem Link dort folgen.

    Auf der Sei­te steht dann:

    Spontan­la­den (ad hoc) ohne vor­he­ri­ge Regis­trie­rung ist hier möglich.

    Ich bin begeis­tert. Nur wie?

    Habe mich jetzt mal für eine der dort genann­ten Kar­ten regis­triert, sol­che Pro­ble­me von Elek­tro­pio­nie­ren sind ja nur dor­ni­ge Chancen.