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  • Wie die „Übersicht mit KI“ das Googeln verändert

    Wie die „Übersicht mit KI“ das Googeln verändert

    Novum bei Goog­le: Die „Über­sicht mit KI“. (Screen­shot: Mar­cus Schwarze/Google)

    „Über­sicht mit KI“ heißt eine Rubrik, die Goog­le neu­er­dings sei­nen Such­ergeb­nis­sen vor­an­stellt. Hat­te man frü­her gelernt, fürs Goo­geln Stich­wör­ter ein­zu­tip­pen, die auf den Tref­fer­sei­ten vor­kom­men soll­ten, kann man nun simp­le Fra­gen stel­len. „Wie ver­dient man online Geld?“ Goo­gles „Über­sicht mit KI“ erklärt ein­fa­che Metho­den wie Online-Umfra­gen, fort­ge­schrit­te­ne Metho­den wie Affi­lia­te-Mar­ke­ting und gibt Bei­spie­le für Platt­for­men, die man dafür nut­zen kann. Erst rechts dane­ben und dar­un­ter fol­gen Links zu ver­wen­de­ten Quel­len. „Wel­che Far­ben und Out­fits sehen vor der Kame­ra gut aus?“ Goo­gles KI emp­fiehlt neu­tra­le Far­ben und gedämpf­te Töne, etwa Mari­ne­blau oder Bur­gun­der­rot. „Was ist Gas­light­ing?“ Die KI erklärt aus­führ­lich die emo­tio­na­le Mani­pu­la­ti­on, die ande­re an ihrem eige­nen Ver­stand zwei­feln lässt.

    Der Reiz entfällt, auf Links zu klicken

    Nie­mand muss bei sol­chen Fra­gen anschlie­ßend auf die Links kli­cken, aus denen Goog­le die­se Erkennt­nis­se speist. Das jahr­zehn­te­lang funk­tio­nie­ren­de Modell der Link­lis­ten, ergänzt durch Wer­be­an­zei­gen, wankt. In den USA waren die „AI Over­views“ bereits 2024 ein­ge­führt wor­den, nach Deutsch­land kam die „Über­sicht mit KI“ Ende März.

    Das funk­tio­niert aller­dings nur, wenn man mit einem Goog­le-Kon­to ange­mel­det ist. Und man muss min­des­tens 18 Jah­re alt sein. Goog­le ent­schei­det per Algo­rith­mus, wann eine „Über­sicht mit KI“ hilf­rei­cher sein könn­te als blo­ße Ergeb­nis­lis­ten. Das geschieht in etwa 4,5 bis 12,5 Pro­zent aller Such­an­fra­gen. Der genaue Anteil vari­iert je nach Stu­die und The­ma. Wer die KI aus­schal­ten möch­te, kann einen Fil­ter „Web“ set­zen. In den Ein­stel­lun­gen des Goog­le-Kon­tos kann die Funk­ti­on auch dau­er­haft aus­ge­stellt werden.

    Das Publikum bewertet KI-Antworten

    Goog­le ver­spricht bei den KI-Tex­ten ein beson­de­res Augen­merk auf die Fak­ten­treue. Und es setzt auf Bewer­tun­gen durch die Nut­zer­schaft. Am Ende jeder „Über­sicht mit KI“ kann man einen nach oben oder unten gerich­te­ten Dau­men ver­ge­ben. Denn dass „Mari­ne­blau und Bur­gun­der­rot“ tat­säch­lich emp­feh­lens­wer­te Far­ben vor der Kame­ra sind, kann man auch anders sehen. Wer will, kann zusätz­lich per Text und Screen­shot Feed­back geben. So arbei­ten dann eini­ge Nut­zer kos­ten­los bei Goog­le mit.

    Das Goo­geln, wie wir es kann­ten, ver­än­dert sich. Es ent­fällt der Anreiz, auf einen Link zu kli­cken. Das haben bereits neue KI-Diens­te wie Per­ple­xi­ty AI vor­ge­macht, auch Open AI beant­wor­tet Fra­gen KI-gestützt, oft sogar ohne zu den Quel­len zu ver­lin­ken. Nach Anga­ben von Words­mattr, einer Wer­be­agen­tur aus Wien, beein­träch­tigt die „Über­sicht mit KI“ stark den Traf­fic bei Web­sei­ten­be­trei­bern. Klicks über Goog­le san­ken in der ers­ten Woche der Ein­füh­rung der KI-Funk­ti­on um 17,8 Pro­zent. Ähn­li­che Ergeb­nis­se hat­te im ver­gan­ge­nen Jahr eine Stu­die von Seer Inter­ac­ti­ve in den USA erge­ben. Aller­dings pro­fi­tie­ren wie­der­um ein­zel­ne Web­sei­ten davon, in der „Über­sicht mit KI“ ver­linkt zu sein. Für SEO-Mana­ger, die sich auf die Such­ma­chi­nen­op­ti­mie­rung von Web­sei­ten spe­zia­li­siert haben, bre­chen neue Zei­ten an. 

    Kritik von Verlegern an KI-Nutzung

    Und für Nach­rich­ten­ver­la­ge: „Wenn KI-Sys­te­me wie Chat­bots oder AI Over­views jour­na­lis­ti­sche Inhal­te erset­zen und gleich­zei­tig kei­ner ver­bind­li­chen Regu­lie­rung unter­lie­gen, ist nicht nur unser Geschäfts­mo­dell in Gefahr – son­dern auch die freie, pro­fes­sio­nel­le Bericht­erstat­tung als Pfei­ler der Demo­kra­tie“, schrieb der BDZV-Vor­sit­zen­de Mat­thi­as Dit­zen-Blan­ke kürz­lich auf Lin­ke­dIn. „Die Pres­se­ver­la­ge tra­gen die Kos­ten für Recher­che, Redak­ti­on und Qua­li­täts­si­che­rung. Goog­le nutzt ihre Inhal­te, um eige­ne Pro­duk­te attrak­ti­ver zu machen – ohne dafür eine Gegen­leis­tung zu erbrin­gen. Das ist kein fai­rer Wett­be­werb, son­dern ein sys­te­mi­scher Wer­te­trans­fer.“ Im BDZV, dem Bun­des­ver­band Digi­tal­pu­blisher und Zei­tungs­ver­le­ger, sind 318 Medi­en­mar­ken mit rund 2800 digi­ta­len jour­na­lis­ti­schen Ange­bo­ten organisiert.

    Gemein­sam mit ande­ren Ver­le­ger­ver­bän­den hat der BDZV eine „Erklä­rung von Zürich“ abge­ge­ben: Dar­in for­dern die Ver­bän­de von den KI-Betrei­bern eine Ver­gü­tung für die Nut­zung jour­na­lis­ti­scher Inhal­te und eine Ver­lin­kung ver­wen­de­ter Quel­len. Ein­zel­ne KI-Diens­te wie Open AI und Per­ple­xi­ty haben bereits mit Medi­en­häu­sern Lizenz­ver­trä­ge abge­schlos­sen, etwa mit News Corp („Wall Street Jour­nal“) und der Nach­rich­ten­agen­tur Asso­cia­ted Press.

  • Das plant Merz als Erstes im Kanzleramt

    Das plant Merz als Erstes im Kanzleramt

    (Screen­shot: Mar­cus Schwarze/YouTube/CDU)

    Ange­kün­digt hat Merz das vor zwei Mona­ten bei einem lau­ni­gen Talk mit Mar­kus Söder auf dem You­Tube-Kanal der CDU Deutsch­lands (kurz vor Schluss ab Minu­te 35.32). Nun bin ich zwar poli­tisch inter­es­siert, doch schaue ich nicht regel­mä­ßig Vide­os von Par­tei­en, eher sel­te­ner von der CDU und noch sel­te­ner bis zum Schluss. Mei­ne bevor­zug­ten Quel­len sind eher her­vor­ge­ho­be­ne Aus­schnit­te auf Social-Media-Kanälen.

    Und neu­er­dings häu­fi­ger von der KI. Denn die­se Aus­sa­ge von Merz habe nicht ich ent­deckt, son­dern der Dienst Note­book­LM von Goog­le. Eine Gegen­re­cher­che mit klas­si­schem Goo­geln und über Per­ple­xi­ty zeig­te mir, dass die­se Kicker-Aus­sa­ge offen­sicht­lich kei­ne ande­ren Medi­en auf­ge­grif­fen haben. War­um soll­ten sie auch, es waren ja noch zwei Mona­te bis zur Wahl, die Ankün­di­gung ist eher bou­le­var­desker Slap­stick, und wahr­schein­lich haben vie­le Jour­na­lis­ten Bes­se­res zu tun, als Par­tei­vi­de­os bis zum Schluss zu schauen.

    Nun aber rückt der Ein­zug ins Kanz­ler­amt näher. Sobald die Wahl­nacht durch ist, die Stim­men gezählt sind und Kon­stel­la­tio­nen für Koali­tio­nen durch­dis­ku­tiert wer­den, stür­zen sich Medi­en und Poli­tik dar­auf: Wer spricht mit wem? Das Detail mit dem Kicker­tisch könn­te als „lus­ti­ger“, Sili­con-Val­ley-liker, men­scheln­der Auf­hän­ger dienen. 

    Wie fin­det die KI so ein Zitat?

    Die Lösung ist Note­book­LM. Das Tool von Goog­le bekom­men Nut­zer des Workspace-Ange­bots von Goog­le seit ein paar Tagen oben­drauf zu ihrem Mail­post­fach und Goog­le Dri­ve. Alle ande­ren kön­nen den Dienst für 21,99 Euro im Monat sepa­rat buchen. Man bekommt dafür eine Chat­mög­lich­keit mit Gemi­ni, der KI von Goog­le. Und Note­book­LM stellt zusätz­lich einen indi­vi­du­el­len Spei­cher­be­reich für Spe­zi­al­wis­sen zur Verfügung.

    Das Spe­zi­al­wis­sen kön­nen bis zu 300 Doku­men­te sein. PDFs, Word-Tex­te, ein­ko­pier­te Arti­kel und Links. Und jetzt kommt’s: Auch You­Tube-Vide­os las­sen sich als Links ergän­zen. Und MP3-Pod­casts. In die­sem Fall habe ich ein­fach das Wahl­pro­gramm der CDU, Links zu lan­gen Arti­keln im Web mit Aus­sa­gen von Merz, teil­wei­se Arti­kel hin­ter Bezahl­schran­ken kopiert und ein­ge­fügt, zu denen ich Zugang habe. 22 Quel­len befand ich für rele­vant, fürs Ers­te hat­te ich sie nur über­flo­gen. Dann frag­te ich die Goog­le-KI Note­book­LM: „Was hat Merz Unge­wöhn­li­ches oder Kurio­ses gesagt?“

    Das Ergeb­nis waren Hin­wei­se auf jugend­li­che Rabau­ken­jah­re in der Bio­gra­phie Merz’, dass er mal schul­ter­lan­ge Haa­re getra­gen hat und eben auch, dass der Kicker im Büro das Ers­te im Bun­des­kanz­ler­amt wäre. Eine gro­ße Wis­sens­samm­lung aus Doku­men­ten, Vide­os und Ton­da­tei­en wird plötz­lich befrag­bar. Samt ange­zeig­ten Links zur hin­ter­leg­ten Quelle.

    Wer sich immer wie­der The­men erschlie­ßen möch­te, fin­det dank Note­book­LM ein sinn­vol­les Werk­zeug für die Haus­ar­beit, die Semi­nar­vor­be­rei­tung oder das anste­hen­de Inter­view. Oder einen Arti­kel, der mit einer Anek­do­te oder etwas Kurio­sem ein­stei­gen soll. 300 Quel­len zu durch­su­chen und zu befra­gen, das hat frü­her Stun­den und Tage an Arbeit bedeu­tet. Zumal, wenn Vide­os und Pod­casts dazu gehö­ren. Note­book­LM fin­det die Nadel im Heu­hau­fen. Wenn man mit den rich­ti­gen Fra­gen danach sucht.

  • Einkommen, Hobbys, übermäßiges Grübeln: Das alles liest die KI aus einem einzigen Foto

    Einkommen, Hobbys, übermäßiges Grübeln: Das alles liest die KI aus einem einzigen Foto

    Zum Bei­spiel über Wolf­gang Kubicki (FDP). Das Foto zu einer sei­ner Reden im Bun­des­tag ana­ly­siert die Maschi­ne wie folgt:

    „Das Bild zeigt einen Mann in den 70ern, wahr­schein­lich ein Poli­ti­ker im Bun­des­tag in Ber­lin, Deutsch­land, basie­rend auf den Stand­ort-Meta­da­ten. Er ist die zen­tra­le Figur, die vor einer schlich­ten Wand steht, mit einem Mikro­fon, das sub­til andeu­tet, dass er gera­de spricht.

    Der Mann scheint ein Kau­ka­si­er zu sein und ver­fügt über ein geschätz­tes Ein­kom­men zwi­schen 200.000 und 400.000 Euro. Wenn man von einem christ­li­chen Hin­ter­grund aus­geht, ist sei­ne poli­ti­sche Ein­stel­lung wahr­schein­lich die der CDU. Er trägt Anzug und Kra­wat­te und hat ein kon­zen­trier­tes, aber nach­denk­li­ches Auf­tre­ten. Zu sei­nen Hob­bys gehö­ren die Lek­tü­re poli­ti­scher Theo­rien, die Teil­nah­me an öffent­li­chen Debat­ten und stra­te­gi­sche Spie­le sowie die Ver­brei­tung von Fehl­in­for­ma­tio­nen, das Aus­wei­chen vor Fra­gen und über­mä­ßi­ges Grübeln.

    Der Poli­ti­ker scheint ein ruhi­ges Auf­tre­ten zu haben, daher kön­nen wir ihn mit luxu­riö­sen und poli­tisch aus­ge­rich­te­ten Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen anspre­chen, wie zum Bei­spiel maß­ge­schnei­der­te poli­ti­sche Ana­ly­se­soft­ware von Palan­tir, Anti-Aging-Cremes von L’O­re­al, Luxus­füll­fe­der­hal­ter von Mont­blanc, deut­sche Wei­ne von Schloss Johan­nis­berg, Hör­ge­rä­te von Sie­mens, Finanz­pla­nungs­diens­te von Alli­anz, Luxus­au­tos von Mer­ce­des-Benz, Nach­rich­ten­abon­ne­ments von Der Spiegel.“

    Kubicki ist tat­säch­lich 72 Jah­re alt, sein Ein­kom­men pro Jahr wird auf 210.000 bis 220.000 Euro geschätzt. Da liegt die KI also ver­mut­lich rich­tig. Die Zuge­hö­rig­keit zur CDU ist dem FDP-Poli­ti­ker dage­gen nicht nach­zu­sa­gen. Und ob er die Ver­brei­tung von Fehl­in­for­ma­tio­nen unter­schrei­ben wür­de, lässt sich bezwei­feln. Dann fol­gen KI-gene­rier­te Vor­schlä­ge für poten­zi­el­le Wer­be­an­zei­gen, die ihn anspre­chen könn­ten: wenig schmei­chel­haft für eine Anti-Aging-Crè­me und Hör­ge­rä­te, aber auch für Luxus­fe­der­hal­ter, Luxus­au­tos von Mer­ce­des und ein Abo vom „Spie­gel“.

    Das alles liest die KI aus die­sem Foto. Es ist eine Mischung aus „wahr­schein­lich zutref­fend“ und „könn­te stim­men“. Die Meta­da­ten des Fotos flie­ßen mit ein, in denen zum Bei­spiel der Ort der Auf­nah­me hin­ter­legt ist. Lädt man das­sel­be Bild mehr­mals bei die­sem Ana­ly­se­dienst hoch, wird die KI krea­ti­ver, wan­delt die Schluss­fol­ge­run­gen ab – und wird gele­gent­lich persönlichkeitsverletzend. 

    Sie stellt bei eini­gen Ver­su­chen sogar den Ver­dacht des exzes­si­ven Alko­hol­kon­sums in den Raum. Ob und wie das stimmt, weiß kaum jemand, aber da steht es nun laut der KI-Ana­ly­se. Bei Medi­en wäre dies Zeit für eine Gegen­dar­stel­lung, einen Wider­ruf, eine Kla­ge. Im KI-Zeit­al­ter hat die Maschi­ne etwas errech­net und behaup­tet. Die KI ist vola­til und bedient Kli­schees. Aber irgend­was scheint häu­fig „dran“ zu sein und begrün­det. Und etwas bleibt hän­gen. Wem man da als Betrof­fe­ner wider­spre­chen könn­te: unbekannt.

    Wer den Dienst „They See Your Pho­tos“ mit pri­va­ten Fotos aus­pro­bie­ren möch­te, sei gewarnt. Er macht schlech­te Lau­ne. Denn auch bei Fami­li­en­bil­dern inter­pre­tiert die Maschi­ne schlech­te Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten, ver­mu­tet blö­de Hob­bys, unter­stellt inten­si­ve Nut­zung von Social Media, wie beim Autor. Wo der KI-Dienst das anhand eines Bil­des her­aus­le­sen konn­te, ist mir schlei­er­haft, aber er hat recht. Und auch bei ande­ren Bil­dern kommt die Maschi­ne auf man­che Din­ge, die möch­te man gar nicht wis­sen. Aus dem Bild einer jun­gen Frau schluss­fol­gert die Maschi­ne, dass sie womög­lich Stal­king­op­fer sei. Einem ande­ren Mann wird unter­stellt, leicht­fer­tig Geld aus­zu­ge­ben und viel zu rei­sen. Aus dem Bild eines bekann­ten Herrn am Küchen­tisch liest die KI, dass er über­ar­bei­tet sei, sich über­mä­ßig Sor­gen macht und dem Stress durch Eska­pis­mus zu ent­kom­men versucht.

    Hier öff­net sich eine wei­te­re Miss­brauchs­mög­lich­keit von KI. Bil­der aus Bewer­bun­gen bekom­men durch die Tech­nik eine Gren­zen über­schrei­ten­de, KI-gestütz­te Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­keit. Und selbst wenn das Bewer­bungs­fo­to ein­wand­frei ist, blei­ben Spu­ren im Web durch eige­ne Social-Media-Ver­öf­fent­li­chun­gen. Die­se Auf­nah­men mal eben auf die Schnel­le bei der KI-Ana­ly­se hoch­zu­la­den, ist mit drei Klicks erle­digt. Zack, steht einer Per­so­nal­ab­tei­lung die zwei­te Mei­nung über einen Bewer­ber bereit.

    Der Dienst Ente, der sei­ne Inter­pre­ta­ti­ons­sei­te zu Wer­be­zwe­cken ein­ge­rich­tet hat, will iro­ni­scher­wei­se sol­cher Aus­wer­tung von Bil­dern einen Rie­gel vor­schie­ben. Er spei­chert Bil­der in einem geschütz­ten Netz­werk in der Cloud. Das Hoch­la­den und Ana­ly­sie­ren von Bil­dern in KI-Netz­wer­ken kann auch Ente nicht verhindern.

    Hin­ter der Tech­nik steckt Goog­le mit sei­ner Visi­on AI. „Dazu gehö­ren: Bild­be­schrif­tung, Erken­nung von Gesich­tern und Sehens­wür­dig­kei­ten, opti­sche Zei­chen­er­ken­nung und Tag­gen von anstö­ßi­gen Inhal­ten“, schreibt das Unter­neh­men. Auf sei­ner Erklär­sei­te geht Goog­le treu­her­zig noch wei­ter. Auch hier lässt sich das Bild von Kubicki hoch­la­den – und noch näher beschrei­ben: Eine for­ma­le Klei­dung und ein Erschei­nen als „Weiß­kra­gen-Arbei­ter“ ord­net die Maschi­ne dem Mann zu. Ras­sis­tisch ist das Bild wohl nicht, urteilt die KI. „So funk­tio­niert maschi­nel­les Sehen bei Datei­en“, gibt Goog­le frei­mü­tig auf sei­ner Hilf­e­sei­te bekannt. Ich wäh­ne mich bei einem Rie­sen, der in den Mög­lich­kei­ten der Tech­nik umher­tappst, ohne die Gren­zen des Rich­ti­gen zu begrei­fen. Und des Mensch­li­chen. Was Visi­on AI noch so drauf hat, beschreibt Goog­le an ande­rer Stel­le:

    Screen­shot
    • Label­er­ken­nung, zum Bei­spiel „Men­schen, Stra­ße, Ver­kehr“ oder „Tän­zer beim Kar­ne­val 2019 in Rio de Janeiro“
    • Bild­at­tri­bu­te wie domi­nan­te Farben
    • Logo­er­ken­nung
    • Sehens­wür­dig­kei­ten-Erken­nung
    • Hand­schrift­ent­zif­fe­rung
    • Tex­terken­nung
    • Objekt­lo­ka­li­sie­rung samt Beschrei­bung, zum Bei­spiel „Fahr­rad, Tür, Treppe“
    • Über­ein­stim­mung mit Bil­dern an ande­rer Stel­le im Web, auch als Aus­schnit­te oder mit „ähn­li­chen“ Bildern
    • Erken­nung anstö­ßi­ger Inhalte
    • Wahr­schein­lich­keits­be­wer­tun­gen für Gefüh­le: Freu­de, Trau­er, Wut, Überraschung.

    Wie so oft bei neu­er Tech­nik ist die Fra­ge ent­schei­dend, was man damit macht. Viel­leicht ist es doch nicht ver­kehrt, wie die EU mit ihrer umstrit­te­nen KI-Ver­ord­nung die Künst­li­che Intel­li­genz regu­liert. Ver­bo­ten ist unter ande­rem eine Kate­go­ri­sie­rung bio­me­tri­scher Daten, um dar­aus Rück­schlüs­se auf die eth­ni­sche Zuge­hö­rig­keit oder poli­ti­sche Über­zeu­gun­gen zu zie­hen. Auch Emo­ti­ons­er­ken­nung am Arbeits­platz ist verboten.

    Wenn das mal Goog­le wüsste.

  • ChatGPT‑4 jetzt mit zwei starken Konkurrenten

    ChatGPT‑4 jetzt mit zwei starken Konkurrenten

    Die Welt der künst­li­chen Intel­li­genz (KI) ist seit ver­gan­ge­ner Woche eine neue. Goog­le Bard ist in Kon­kur­renz zu ChatGPT in Deutsch­land ver­füg­bar. Platz­hirsch ChatGPT hat einen star­ken „Code Inter­pre­ter“ hin­zu­ge­fügt. Und mit Clau­de 2 bringt ein drit­ter leis­tungs­star­ker Prot­ago­nist eine neue Qua­li­tät in KI-Antworten.

    Täg­lich kom­men neue KI-Diens­te hin­zu, spe­zia­li­siert auf bestimm­te Auf­ga­ben. Der wich­tigs­te gro­ße Diens­te im Hin­ter­grund war bis­her in der Regel ChatGPT. Ent­we­der in der kos­ten­lo­sen Ver­si­on 3.5 oder in der kos­ten­pflich­ti­gen Fas­sung 4 für 20 Dol­lar pro Monat. Eine neue Qua­li­tät erreich­te die Vie­rer­ver­si­on seit der ver­gan­ge­nen Woche durch ein Plug­in namens Code Inter­pre­ter. (Hier beschrieb ich, was es damit auf sich hat: End­lich Excel kön­nen ohne Excel zu kön­nen.)

    Die künst­li­che Intel­li­genz von Goog­le war unter dem Namen Bard bis­her nur in den USA und Groß­bri­tan­ni­en nutz­bar. Jetzt geht es auch in Deutsch­land und ande­ren Län­dern. Ers­te Ver­glei­che mit ChatGPT zei­gen, dass Goog­le Bard bes­ser dar­in ist, aus­führ­li­che und fak­ten­ge­treue Ant­wor­ten zu geben. ChatGPT dage­gen hat bei phan­ta­sie­vol­len Inhal­ten die Nase vorn, beson­ders in der Ver­si­on 4. Die älte­re Ver­si­on 3.5 hält sich dage­gen näher an vor­ge­ge­be­ne Fakten.

    Clau­de 2 von Anthro­pic legt dage­gen wenig Wert auf phan­ta­sie­vol­le Inhal­te. Die Maschi­ne hin­ter­ließ im Ver­gleich aller drei Diens­te in den ver­gan­ge­nen Tagen den bes­ten Ein­druck, was Akku­rat­heit und Ant­wort­qua­li­tät angeht. Zudem ist der Dienst ähn­lich wie Bard und anders als GPT‑4 kos­ten­los. Her­aus­ra­gend ist eine Funk­ti­on, eige­ne Doku­men­te hoch­zu­la­den. Bis zu fünf PDFs las­sen sich hoch­la­den und ana­ly­sie­ren. Die Maschi­ne fasst die wich­tigs­ten Inhal­te zusam­men und erlaubt geziel­te Fragen.

    Aller­dings: Clau­de 2 funk­tio­niert zur­zeit nur in den USA und Groß­bri­tan­ni­en. Euro­pä­er müs­sen sich per VPN in den USA ein­wäh­len, um sich bei Clau­de anzu­mel­den. Mög­lich wird das zum Bei­spiel über Diens­te wie Bit­de­fen­der oder NordVPN.