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  • Wie ich mich in meine Klimaanlage hackte

    Wie ich mich in meine Klimaanlage hackte

    Eine geplan­te Regel: Stell die Zim­mer­tem­pe­ra­tur auf 20 Grad, wenn es drau­ßen mit >28° knallt, die Tages­zeit nach 14 Uhr ist und im Things-Auf­ga­ben-Pro­gramm mehr als zwei Auf­ga­ben anste­hen. Oder so.

    Aber erst ein­mal klas­sisch: küh­len. Zwei Hand­wer­ker instal­lier­ten einen Vor­mit­tag lang die Außen- und Innen­ge­rä­te. Anschlie­ßend Bat­te­rien in die Infra­rot-Fern­be­die­nung. Läuft.

    Und dann kam das WLAN.

    Das Set­ting

    Ein Hand­wer­ker stand oben auf der Lei­ter, in drei Metern Höhe. Sei­ne Auf­ga­be: den Knopf zum Kop­peln mit dem Funk­netz drü­cken. Das Modul blink­te Gutes ver­hei­ßend grün. Ein zwei­ter Hand­wer­ker hielt die Lei­ter. Ich fum­mel­te in der App.

    Die Auf­ga­be

    Ein Bar­code soll­te von der App ein­ge­scannt wer­den. Ein Vier­eck tanz­te über das Kame­ra­bild. Sie fand: nichts.

    Die ers­te Lösung

    Also war ein 25-stel­li­ger Code auf dem Han­dy manu­ell ein­zu­tip­pen. Klug hat­ten wir den Code vor der Instal­la­tio­nen von dem ein­ge­bau­ten Modul abfo­to­gra­fiert. Die Anla­ge erzeug­te ein WLAN namens Device-irgend­was. Das Han­dy logg­te sich erfolg­reich ins WLAN der Kli­ma­an­la­ge ein.

    Die Regis­trie­rung

    Sorg­fäl­tig benö­tigt wur­de die Anmel­dung mei­nes Geräts im Obe­ren Mit­tel­rhein­tal beim Her­stel­ler im schö­nen Spa­ni­en. Bar­ce­lo­na kennt jetzt: das Geschlecht des Kli­ma­an­la­gen­be­sit­zers, sein Geburts­da­tum, die Adres­se des Büros, den ver­ge­be­nen Namen der Anla­ge, ein selbst­ge­wähl­tes Pass­wort, die aktu­el­le IP-Adres­se des Haus­halts, sei­ne E‑Mail-Adres­se.

    Irgend­wann blink­te die Anla­ge blau.

    Der ers­te Kontakt

    Das Gerät soll­te zur App hin­zu­ge­fügt wer­den. Klapp­te nicht. Das Gerät soll­te erneut zur App hin­zu­ge­fügt wer­den. Klapp­te nicht. Das Gerät soll­te aber­mals zur App hin­zu­ge­fügt wer­den. Klapp­te nicht.

    Wir been­de­ten die App. Wir star­te­ten sie neu. Der Mann auf der Lei­ter drück­te den Knopf. Der ande­re Mann hielt die Lei­ter. Ich fum­mel­te in der App.

    Der Code

    Also war der 25-stel­li­ge Code erneut auf dem Han­dy ein­zu­tip­pen. Das Han­dy hat­te sich aller­dings mitt­ler­wei­le aus dem Kli­ma­an­la­gen-WLAN aus­ge­loggt und in das hei­mi­sche WLAN ein­ge­loggt. WLAN-Wech­sel. Im Kli­ma­an­la­gen-WLAN erschien erneut eine Abfra­ge des 25-stel­li­gen Codes. Die Kli­ma­an­la­ge blink­te abwech­selnd grün-rot. Ich tipp­te mit einer ers­ten Schweiß­per­le auf der Stirn den 25-stel­li­gen Code. Das Ther­mo­me­ter zeig­te 26 Grad.

    Klapp­te nicht. Wir been­de­ten die App. Der Mann oben auf der Lei­ter hielt den Knopf an der Kli­ma­an­la­ge fünf Sekun­den lang gedrückt. Der Mann unten hielt die Lei­ter. Ich bedien­te das Han­dy. WLAN-Wech­sel, 25-stel­li­ger Code. Ers­te Sprüche.

    Die Kli­ma­an­la­ge blink­te hek­tisch hell­blau, wech­sel­te nach zwei Schweiß­per­len des Manns am Han­dy in ein genüg­sa­mes Grün und eine Per­le spä­ter vom Mann oben auf der Lei­ter in ein bestän­di­ges Grün-Rot.

    Nichts.

    Kei­ne Verbindung

    Im Inter­net geforscht, auf der Fritz­box geschaut, da war was in den Log­files. App neu­ge­star­tet, den 25-stel­li­gen Code in neu­er Rekord­zeit ein­ge­tippt. Und sie­he da: Die Kli­ma­an­la­ge blink­te gelb. Neue Sprü­che: „Jetzt gibt’s Dis­co.“ Die Kli­ma­an­la­ge blink­te lang­sam rot. „Sieht gut aus.“ Wei­te­re Schweiß­per­le beim Mann auf der Lei­ter oben. „Nur Geduld.“ Das Blin­ken der Kli­ma­an­la­ge erlosch. Die Tem­pe­ra­tur im Raum stieg auf 27 Grad. Warten.

    Kei­ne Ver­bin­dung in der App.

    Ich bedank­te mich für die erfolg­rei­che Instal­la­ti­on der Hard­ware, ent­ließ die Her­ren von oben auf der Lei­ter und unten an der Lei­ter in die Unge­wiss­heit. Einer der bei­den Hand­wer­ker hat­te sich auch gera­de ein WLAN-Modul für sei­ne pri­va­te Anla­ge bestellt.

    Der Hack

    Es kann so ein­fach sein. Ein­fach mal im Brow­ser des Han­dys die IP-Adres­se des Kli­ma­an­la­gen-Rou­ters aus­ge­le­sen. Und ein­ge­ge­ben. Eine Pass­wort­ab­fra­ge erschien. Oha!

    Auf gut Glück Nut­zer­na­me und Pass­wort admin/admin aus­pro­biert. Und voi­là – WIR HABEN KONTAKT. Es ließ sich die Anla­ge plötz­lich über die Web­site statt der App kon­fi­gu­rie­ren. Und das hei­mi­sche WLAN samt Pass­wort im Gerät hinterlegen.

    Das Fina­le

    Nun ist die Kli­ma­an­la­ge ein neu­er Teil­neh­mer im hei­mi­schen WLAN, herz­lich will­kom­men. Sie tele­fo­niert regel­mä­ßig mit Ihrem Her­stel­ler, nun­ja. Sie lässt sich über die Web­site wie jetzt auch der App fern­steu­ern. Läuft also eigentlich.

    Aber ich will nicht wis­sen, wie vie­le die­ser Gerä­te mit der unver­än­der­ten admin/admin-Pass­wort-Kom­bi­na­ti­on in aller Welt lau­fen. Und wie sich viel­leicht schnö­se­li­ge IT-Prak­ti­kan­ten in Bar­ce­lo­na einen Spaß draus machen, die Pro­fi­le nach Pro­mi­nen­ten zu durch­su­chen und frem­de Anla­gen auf 30 Grad Raum­tem­pe­ra­tur zu regeln.

    Die nächs­ten Auf­ga­ben: das Pass­wort für den Admin ändern. Und dem Gerät das Gäs­te-WLAN statt das sen­si­ble­re Heim-WLAN zuordnen.