Schlagwort: Künstliche Intelligenz

  • Wie die „Übersicht mit KI“ das Googeln verändert

    Wie die „Übersicht mit KI“ das Googeln verändert

    Novum bei Goog­le: Die „Über­sicht mit KI“. (Screen­shot: Mar­cus Schwarze/Google)

    „Über­sicht mit KI“ heißt eine Rubrik, die Goog­le neu­er­dings sei­nen Such­ergeb­nis­sen vor­an­stellt. Hat­te man frü­her gelernt, fürs Goo­geln Stich­wör­ter ein­zu­tip­pen, die auf den Tref­fer­sei­ten vor­kom­men soll­ten, kann man nun simp­le Fra­gen stel­len. „Wie ver­dient man online Geld?“ Goo­gles „Über­sicht mit KI“ erklärt ein­fa­che Metho­den wie Online-Umfra­gen, fort­ge­schrit­te­ne Metho­den wie Affi­lia­te-Mar­ke­ting und gibt Bei­spie­le für Platt­for­men, die man dafür nut­zen kann. Erst rechts dane­ben und dar­un­ter fol­gen Links zu ver­wen­de­ten Quel­len. „Wel­che Far­ben und Out­fits sehen vor der Kame­ra gut aus?“ Goo­gles KI emp­fiehlt neu­tra­le Far­ben und gedämpf­te Töne, etwa Mari­ne­blau oder Bur­gun­der­rot. „Was ist Gas­light­ing?“ Die KI erklärt aus­führ­lich die emo­tio­na­le Mani­pu­la­ti­on, die ande­re an ihrem eige­nen Ver­stand zwei­feln lässt.

    Der Reiz entfällt, auf Links zu klicken

    Nie­mand muss bei sol­chen Fra­gen anschlie­ßend auf die Links kli­cken, aus denen Goog­le die­se Erkennt­nis­se speist. Das jahr­zehn­te­lang funk­tio­nie­ren­de Modell der Link­lis­ten, ergänzt durch Wer­be­an­zei­gen, wankt. In den USA waren die „AI Over­views“ bereits 2024 ein­ge­führt wor­den, nach Deutsch­land kam die „Über­sicht mit KI“ Ende März.

    Das funk­tio­niert aller­dings nur, wenn man mit einem Goog­le-Kon­to ange­mel­det ist. Und man muss min­des­tens 18 Jah­re alt sein. Goog­le ent­schei­det per Algo­rith­mus, wann eine „Über­sicht mit KI“ hilf­rei­cher sein könn­te als blo­ße Ergeb­nis­lis­ten. Das geschieht in etwa 4,5 bis 12,5 Pro­zent aller Such­an­fra­gen. Der genaue Anteil vari­iert je nach Stu­die und The­ma. Wer die KI aus­schal­ten möch­te, kann einen Fil­ter „Web“ set­zen. In den Ein­stel­lun­gen des Goog­le-Kon­tos kann die Funk­ti­on auch dau­er­haft aus­ge­stellt werden.

    Das Publikum bewertet KI-Antworten

    Goog­le ver­spricht bei den KI-Tex­ten ein beson­de­res Augen­merk auf die Fak­ten­treue. Und es setzt auf Bewer­tun­gen durch die Nut­zer­schaft. Am Ende jeder „Über­sicht mit KI“ kann man einen nach oben oder unten gerich­te­ten Dau­men ver­ge­ben. Denn dass „Mari­ne­blau und Bur­gun­der­rot“ tat­säch­lich emp­feh­lens­wer­te Far­ben vor der Kame­ra sind, kann man auch anders sehen. Wer will, kann zusätz­lich per Text und Screen­shot Feed­back geben. So arbei­ten dann eini­ge Nut­zer kos­ten­los bei Goog­le mit.

    Das Goo­geln, wie wir es kann­ten, ver­än­dert sich. Es ent­fällt der Anreiz, auf einen Link zu kli­cken. Das haben bereits neue KI-Diens­te wie Per­ple­xi­ty AI vor­ge­macht, auch Open AI beant­wor­tet Fra­gen KI-gestützt, oft sogar ohne zu den Quel­len zu ver­lin­ken. Nach Anga­ben von Words­mattr, einer Wer­be­agen­tur aus Wien, beein­träch­tigt die „Über­sicht mit KI“ stark den Traf­fic bei Web­sei­ten­be­trei­bern. Klicks über Goog­le san­ken in der ers­ten Woche der Ein­füh­rung der KI-Funk­ti­on um 17,8 Pro­zent. Ähn­li­che Ergeb­nis­se hat­te im ver­gan­ge­nen Jahr eine Stu­die von Seer Inter­ac­ti­ve in den USA erge­ben. Aller­dings pro­fi­tie­ren wie­der­um ein­zel­ne Web­sei­ten davon, in der „Über­sicht mit KI“ ver­linkt zu sein. Für SEO-Mana­ger, die sich auf die Such­ma­chi­nen­op­ti­mie­rung von Web­sei­ten spe­zia­li­siert haben, bre­chen neue Zei­ten an. 

    Kritik von Verlegern an KI-Nutzung

    Und für Nach­rich­ten­ver­la­ge: „Wenn KI-Sys­te­me wie Chat­bots oder AI Over­views jour­na­lis­ti­sche Inhal­te erset­zen und gleich­zei­tig kei­ner ver­bind­li­chen Regu­lie­rung unter­lie­gen, ist nicht nur unser Geschäfts­mo­dell in Gefahr – son­dern auch die freie, pro­fes­sio­nel­le Bericht­erstat­tung als Pfei­ler der Demo­kra­tie“, schrieb der BDZV-Vor­sit­zen­de Mat­thi­as Dit­zen-Blan­ke kürz­lich auf Lin­ke­dIn. „Die Pres­se­ver­la­ge tra­gen die Kos­ten für Recher­che, Redak­ti­on und Qua­li­täts­si­che­rung. Goog­le nutzt ihre Inhal­te, um eige­ne Pro­duk­te attrak­ti­ver zu machen – ohne dafür eine Gegen­leis­tung zu erbrin­gen. Das ist kein fai­rer Wett­be­werb, son­dern ein sys­te­mi­scher Wer­te­trans­fer.“ Im BDZV, dem Bun­des­ver­band Digi­tal­pu­blisher und Zei­tungs­ver­le­ger, sind 318 Medi­en­mar­ken mit rund 2800 digi­ta­len jour­na­lis­ti­schen Ange­bo­ten organisiert.

    Gemein­sam mit ande­ren Ver­le­ger­ver­bän­den hat der BDZV eine „Erklä­rung von Zürich“ abge­ge­ben: Dar­in for­dern die Ver­bän­de von den KI-Betrei­bern eine Ver­gü­tung für die Nut­zung jour­na­lis­ti­scher Inhal­te und eine Ver­lin­kung ver­wen­de­ter Quel­len. Ein­zel­ne KI-Diens­te wie Open AI und Per­ple­xi­ty haben bereits mit Medi­en­häu­sern Lizenz­ver­trä­ge abge­schlos­sen, etwa mit News Corp („Wall Street Jour­nal“) und der Nach­rich­ten­agen­tur Asso­cia­ted Press.

  • Künstliche Intelligenz am Limit

    Künstliche Intelligenz am Limit

    „Unsere Grafikprozessoren schmilzen“, schrieb OpenAI-Chef Sam Altman. (Bild KI-generiert)
    „Unse­re Gra­fik­pro­zes­so­ren schmil­zen“, schrieb Ope­nAI-Chef Sam Alt­man. (Bild KI-generiert)

    Wer in die­sen Tagen Künst­li­che Intel­li­genz benutzt, erhält das Bild einer Tech­nik am Limit. Ope­nAI schickt im Minu­ten­ab­stand Mails über Aus­fäl­le, Grok ver­wei­gert schon mal eine Vier­tel­stun­de lang den Dienst.

    Die Betrei­ber haben zuletzt immer wie­der mäch­ti­ge neue Funk­tio­nen instal­liert. Sie brin­gen die Sys­te­me an die Gren­zen. Ope­nAI hat in der ver­gan­ge­nen Woche die Bild­ge­ne­rie­rung auf einen neu­en Level geho­ben. Und den pro­bie­ren offen­bar nicht mehr nur Enthu­si­as­ten mas­siv aus.

    Wer etwa den Sta­tus­dienst von Ope­nI abon­niert hat, der Aus­kunft über die Sys­tem­sta­bi­li­tät der KI-Werk­zeu­ge gibt, erhielt am Wochen­en­de im Minu­ten­takt Feh­ler­mel­dun­gen per Mail. ChatGPT, die Video­platt­form Sora, ein „Play­ground“ auf der Web­sei­te und eine Labor­platt­form waren teils mas­siv gestört. Mal schei­ter­ten die Neu­an­mel­dun­gen, mal lie­ßen sich kei­ne Datei­en hoch­la­den. Chats wur­den nicht bedient, und die Tech­ni­ker beschränk­ten die offen­sicht­li­che Ursa­che für die Feh­ler: die neue rechen­auf­wän­di­ge Erstel­lung von Bildern.

    Da hat etwa die Nasa einen Wett­be­werb für ein neu­es Mas­kott­chen aus­ge­schrie­ben. Bei einem der nächs­ten Welt­raum­flü­ge soll eine klei­ne Pup­pe die Astro­nau­ten beglei­ten. Sie zeigt ihnen dann den Zustand der Schwe­re­lo­sig­keit, sobald sie nicht mehr an einem Seil bau­melt, son­dern in der Luft schwebt. Die ein­fa­che Tech­nik ist seit Jahr und Tag ein übli­ches Mit­tel für Astro­nau­ten. Dut­zen­de sol­cher Pup­pen waren an Bord von Raum­schif­fen. Zuletzt bei­spiels­wei­se die Comic­fi­gur Snoo­py als Plüsch­pup­pe. Für den nächs­ten Flug sucht die Nasa nach einer neu­en Puppe.

    Lucy aus dem „Peanuts“-Comic als Puppe im Astronauten-Anzug. (Bild KI-generiert)
    Lucy aus dem „Peanuts“-Comic als Pup­pe im Astro­nau­ten-Anzug. (Bild KI-generiert)

    Ich habe das mal mit einer weib­li­chen Figur durch­ge­spielt, mit­hil­fe von ChatGPT-4o. Die KI mach­te mir die nöti­gen Dar­stel­lun­gen von Lucy, der mei­nungs­star­ken, recht­ha­be­ri­schen und spöt­ti­schen Figur aus dem Comic „Pea­nuts“. Auf der Web­sei­te der Nasa zum Wett­be­werb sind sehr genaue Vor­ga­ben für die Grö­ße, das Gewicht und die zu ver­wen­den­den Mate­ria­li­en nach­zu­le­sen. Die KI kann das berück­sich­ti­gen. Und die gewünsch­ten Dar­stel­lun­gen der Pup­pe von vor­ne, der Rück­sei­te und der Sei­te erstellen.

    Lucy im Astronauten-Anzug, von hinten betrachtet. (Bild KI-generiert)
    Lucy im Astro­nau­ten-Anzug, von hin­ten betrach­tet. (Bild KI-generiert)
    Auch eine schematische Zeichnung kann die KI. (Bild KI-generiert)
    Auch eine sche­ma­ti­sche Zeich­nung kann die KI. (Bild KI-generiert)

    Das alles ist mit KI-Hil­fe in einer hal­ben Stun­de erle­digt (auch wenn im Detail man­che Dar­stel­lun­gen inkon­sis­tent sind). Doch merkt man, wel­che Rechen­kraft dafür nötig ist. Ein ein­zel­nes Bild braucht schon mal zwei oder drei Minu­ten. Und immer wie­der kommt eine neue War­nung: Sinn­ge­mäß ist das Sys­tem aus­ge­las­tet, man sol­le es bit­te in fünf, sechs oder 18 Minu­ten wie­der pro­bie­ren. „Könnt ihr bit­te mal auf­hö­ren, Bil­der, zu gene­rie­ren, das ist unglaub­lich, unser Team braucht Schlaf“, schrieb Ope­nAI-Chef Sam Alt­man. Er habe noch nie eine ver­gleich­ba­re Ent­wick­lung gesehen.

    Das Distracted-Boyfriend-Meme im Stil des Zeichentrickstudios Ghibli. (Bild KI-generiert)
    Das Dis­trac­ted-Boy­fri­end-Meme im Stil des Zei­chen­trick­stu­di­os Ghi­b­li. (Bild KI-generiert)

    Ange­feu­ert wur­de die mas­si­ve KI-Nut­zung tage­lang durch Ghi­b­li, eine Dar­stel­lungs­form von Bil­dern im Stil eines japa­ni­schen Zei­chen­trick­film­stu­di­os. Dabei wer­den Per­so­nen mit sim­pel erschei­nen­den Pin­sel­stri­chen in nied­li­che Figu­ren ver­wan­delt. So gut wie jedes Meme (Inter­net-Phä­no­mem) wur­de von Fans mitt­ler­wei­le ghi­b­li­siert und auf Social Media ver­öf­fent­licht. Das Beson­de­re dar­an ist, dass die Bil­der-KI auch den Kon­text zu einem Bild als Vor­la­ge bes­ser ver­steht. So kann die KI das berühm­te „Dis­trac­ted Boyfriend“-Meme im Ghi­b­li-Stil dar­stel­len. Auf dem Bild schaut ein untreu­er Mann beim Bum­meln mit sei­ner Freun­din ent­zückt einer ande­ren Frau nach. Selbst wenn man das Ori­gi­nal­bild der gestell­ten Auf­nah­me nicht hoch­lädt, kennt ChatGPT-4o die Dar­stel­lung – und gene­riert ein ähn­li­ches Bild im Zeichentrickmodus.

    ChatGPT-4o hat eine Vorlage für eine Webseite erfunden. (Bild KI-generiert)
    ChatGPT-4o hat eine Vor­la­ge für eine Web­sei­te erfun­den. (Bild KI-generiert)

    Die Funk­ti­on zur Bild­ge­ne­rie­rung geht über Spie­le­rei­en hin­aus. Mit den rich­ti­gen Prompts gene­riert die KI Benut­zer­ober­flä­chen für Web­sei­ten, etwa für eine Musikab­spiel­sei­te, eine per­sön­li­che Finanz­ver­wal­tung oder eine Klei­der-Ver­kaufs­platt­form. Frei­lich sind das zunächst nur Bil­der ohne Funk­ti­on. Doch kann KI im nächs­ten Schritt, so die Ver­hei­ßung, dar­aus ech­te Web­sei­ten mit Funk­tio­nen pro­gram­mie­ren. Ver­su­che zur Pro­gram­mie­rung per KI lau­fen, ein­zel­ne Anwen­dun­gen dafür erschei­nen viel­ver­spre­chend. Ob sie nöti­ge Sicher­heits­aspek­te berück­sich­ti­gen, steht auf einem ande­ren Blatt. Pro­gram­mier­lai­en kön­nen den ent­ste­hen­den Code kaum ein­schät­zen. Auch Info­gra­fi­ken sind auf die­se Wei­se mög­lich – wenn­gleich sie im Detail immer mal wie­der Feh­ler pro­du­zie­ren. Was es damit auf sich hat, beschrei­be ich in einem wei­te­ren Bei­trag, der in Kür­ze im F.A.Z.-PRO-Digitalwirtschaft-Briefing erscheint.

    Schmelzender Server. (Bild KI-generiert)
    Schmel­zen­der Ser­ver. (Bild KI-generiert)

    Vor­aus­set­zung ist aller­dings, die Rechen­kraft reicht dafür aus. Ope­nAI hat zuletzt die Gene­rie­rung von Vide­os auf der Platt­form Sora ein­ge­schränkt. „Wir erle­ben schwe­ren Traf­fic und haben daher die Video­funk­ti­on für neue Kon­ten ein­ge­schränkt“, teil­te Ope­nAI mit. Es sei für Neu­lin­ge nur mög­lich, Bil­der zu gene­rie­ren. „Unse­re Gra­fik­kar­ten schmil­zen“, schrieb Alt­man. Die Bil­der­ge­ne­rie­rung für Kos­ten­los-Nut­zer wur­de dar­auf­hin ver­scho­ben. „Man­gel an Gra­fik­pro­zes­so­ren, Kum­pel“, begrün­de­te er gegen­über einem X‑Nutzer, war­um zudem die KI 4o und nicht die auf­wen­di­ge­re Ver­si­on 4.5 ein Update bekom­men habe.

    Fehlermeldung bei der Video-KI Sora.
    Feh­ler­mel­dung bei der Video-KI Sora.

    Einen ähn­li­chen Ansturm erlebt offen­bar auch Grok, die KI von Mil­li­ar­där Elon Musk auf der Platt­form X, vor­mals Twit­ter. Es gab auch hier in den letz­ten Tagen zuneh­mend Aus­set­zer, mal ant­wor­te­te der Dienst nicht oder bat dar­um, es spä­ter erneut zu ver­su­chen. Mehr und mehr Men­schen nut­zen die­se KI offen­bar, um sich bestimm­te Sach­ver­hal­te oder Tweets erklä­ren zu las­sen. Oder eben­falls, um Bil­der zu generieren.

    Erst kam die Mensch­heit mit den Mög­lich­kei­ten der Tech­nik nicht mehr mit, nun scheint es umge­kehrt. Das Tem­po der KI-Ent­wick­lung ist immens. Vie­le Kri­ti­ker haben die KI vor Wochen und Mona­ten aus­pro­biert und wegen man­gel­haf­ter Ergeb­nis­se ihr Urteil gebil­det. Doch sind die Ite­ra­tio­nen Woche um Woche mas­siv. Wer auf der Höhe blei­ben will, kommt um immer wie­der neu­es Aus­pro­bie­ren nicht herum.

  • Das plant Merz als Erstes im Kanzleramt

    Das plant Merz als Erstes im Kanzleramt

    (Screen­shot: Mar­cus Schwarze/YouTube/CDU)

    Ange­kün­digt hat Merz das vor zwei Mona­ten bei einem lau­ni­gen Talk mit Mar­kus Söder auf dem You­Tube-Kanal der CDU Deutsch­lands (kurz vor Schluss ab Minu­te 35.32). Nun bin ich zwar poli­tisch inter­es­siert, doch schaue ich nicht regel­mä­ßig Vide­os von Par­tei­en, eher sel­te­ner von der CDU und noch sel­te­ner bis zum Schluss. Mei­ne bevor­zug­ten Quel­len sind eher her­vor­ge­ho­be­ne Aus­schnit­te auf Social-Media-Kanälen.

    Und neu­er­dings häu­fi­ger von der KI. Denn die­se Aus­sa­ge von Merz habe nicht ich ent­deckt, son­dern der Dienst Note­book­LM von Goog­le. Eine Gegen­re­cher­che mit klas­si­schem Goo­geln und über Per­ple­xi­ty zeig­te mir, dass die­se Kicker-Aus­sa­ge offen­sicht­lich kei­ne ande­ren Medi­en auf­ge­grif­fen haben. War­um soll­ten sie auch, es waren ja noch zwei Mona­te bis zur Wahl, die Ankün­di­gung ist eher bou­le­var­desker Slap­stick, und wahr­schein­lich haben vie­le Jour­na­lis­ten Bes­se­res zu tun, als Par­tei­vi­de­os bis zum Schluss zu schauen.

    Nun aber rückt der Ein­zug ins Kanz­ler­amt näher. Sobald die Wahl­nacht durch ist, die Stim­men gezählt sind und Kon­stel­la­tio­nen für Koali­tio­nen durch­dis­ku­tiert wer­den, stür­zen sich Medi­en und Poli­tik dar­auf: Wer spricht mit wem? Das Detail mit dem Kicker­tisch könn­te als „lus­ti­ger“, Sili­con-Val­ley-liker, men­scheln­der Auf­hän­ger dienen. 

    Wie fin­det die KI so ein Zitat?

    Die Lösung ist Note­book­LM. Das Tool von Goog­le bekom­men Nut­zer des Workspace-Ange­bots von Goog­le seit ein paar Tagen oben­drauf zu ihrem Mail­post­fach und Goog­le Dri­ve. Alle ande­ren kön­nen den Dienst für 21,99 Euro im Monat sepa­rat buchen. Man bekommt dafür eine Chat­mög­lich­keit mit Gemi­ni, der KI von Goog­le. Und Note­book­LM stellt zusätz­lich einen indi­vi­du­el­len Spei­cher­be­reich für Spe­zi­al­wis­sen zur Verfügung.

    Das Spe­zi­al­wis­sen kön­nen bis zu 300 Doku­men­te sein. PDFs, Word-Tex­te, ein­ko­pier­te Arti­kel und Links. Und jetzt kommt’s: Auch You­Tube-Vide­os las­sen sich als Links ergän­zen. Und MP3-Pod­casts. In die­sem Fall habe ich ein­fach das Wahl­pro­gramm der CDU, Links zu lan­gen Arti­keln im Web mit Aus­sa­gen von Merz, teil­wei­se Arti­kel hin­ter Bezahl­schran­ken kopiert und ein­ge­fügt, zu denen ich Zugang habe. 22 Quel­len befand ich für rele­vant, fürs Ers­te hat­te ich sie nur über­flo­gen. Dann frag­te ich die Goog­le-KI Note­book­LM: „Was hat Merz Unge­wöhn­li­ches oder Kurio­ses gesagt?“

    Das Ergeb­nis waren Hin­wei­se auf jugend­li­che Rabau­ken­jah­re in der Bio­gra­phie Merz’, dass er mal schul­ter­lan­ge Haa­re getra­gen hat und eben auch, dass der Kicker im Büro das Ers­te im Bun­des­kanz­ler­amt wäre. Eine gro­ße Wis­sens­samm­lung aus Doku­men­ten, Vide­os und Ton­da­tei­en wird plötz­lich befrag­bar. Samt ange­zeig­ten Links zur hin­ter­leg­ten Quelle.

    Wer sich immer wie­der The­men erschlie­ßen möch­te, fin­det dank Note­book­LM ein sinn­vol­les Werk­zeug für die Haus­ar­beit, die Semi­nar­vor­be­rei­tung oder das anste­hen­de Inter­view. Oder einen Arti­kel, der mit einer Anek­do­te oder etwas Kurio­sem ein­stei­gen soll. 300 Quel­len zu durch­su­chen und zu befra­gen, das hat frü­her Stun­den und Tage an Arbeit bedeu­tet. Zumal, wenn Vide­os und Pod­casts dazu gehö­ren. Note­book­LM fin­det die Nadel im Heu­hau­fen. Wenn man mit den rich­ti­gen Fra­gen danach sucht.

  • Einkommen, Hobbys, übermäßiges Grübeln: Das alles liest die KI aus einem einzigen Foto

    Einkommen, Hobbys, übermäßiges Grübeln: Das alles liest die KI aus einem einzigen Foto

    Zum Bei­spiel über Wolf­gang Kubicki (FDP). Das Foto zu einer sei­ner Reden im Bun­des­tag ana­ly­siert die Maschi­ne wie folgt:

    „Das Bild zeigt einen Mann in den 70ern, wahr­schein­lich ein Poli­ti­ker im Bun­des­tag in Ber­lin, Deutsch­land, basie­rend auf den Stand­ort-Meta­da­ten. Er ist die zen­tra­le Figur, die vor einer schlich­ten Wand steht, mit einem Mikro­fon, das sub­til andeu­tet, dass er gera­de spricht.

    Der Mann scheint ein Kau­ka­si­er zu sein und ver­fügt über ein geschätz­tes Ein­kom­men zwi­schen 200.000 und 400.000 Euro. Wenn man von einem christ­li­chen Hin­ter­grund aus­geht, ist sei­ne poli­ti­sche Ein­stel­lung wahr­schein­lich die der CDU. Er trägt Anzug und Kra­wat­te und hat ein kon­zen­trier­tes, aber nach­denk­li­ches Auf­tre­ten. Zu sei­nen Hob­bys gehö­ren die Lek­tü­re poli­ti­scher Theo­rien, die Teil­nah­me an öffent­li­chen Debat­ten und stra­te­gi­sche Spie­le sowie die Ver­brei­tung von Fehl­in­for­ma­tio­nen, das Aus­wei­chen vor Fra­gen und über­mä­ßi­ges Grübeln.

    Der Poli­ti­ker scheint ein ruhi­ges Auf­tre­ten zu haben, daher kön­nen wir ihn mit luxu­riö­sen und poli­tisch aus­ge­rich­te­ten Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen anspre­chen, wie zum Bei­spiel maß­ge­schnei­der­te poli­ti­sche Ana­ly­se­soft­ware von Palan­tir, Anti-Aging-Cremes von L’O­re­al, Luxus­füll­fe­der­hal­ter von Mont­blanc, deut­sche Wei­ne von Schloss Johan­nis­berg, Hör­ge­rä­te von Sie­mens, Finanz­pla­nungs­diens­te von Alli­anz, Luxus­au­tos von Mer­ce­des-Benz, Nach­rich­ten­abon­ne­ments von Der Spiegel.“

    Kubicki ist tat­säch­lich 72 Jah­re alt, sein Ein­kom­men pro Jahr wird auf 210.000 bis 220.000 Euro geschätzt. Da liegt die KI also ver­mut­lich rich­tig. Die Zuge­hö­rig­keit zur CDU ist dem FDP-Poli­ti­ker dage­gen nicht nach­zu­sa­gen. Und ob er die Ver­brei­tung von Fehl­in­for­ma­tio­nen unter­schrei­ben wür­de, lässt sich bezwei­feln. Dann fol­gen KI-gene­rier­te Vor­schlä­ge für poten­zi­el­le Wer­be­an­zei­gen, die ihn anspre­chen könn­ten: wenig schmei­chel­haft für eine Anti-Aging-Crè­me und Hör­ge­rä­te, aber auch für Luxus­fe­der­hal­ter, Luxus­au­tos von Mer­ce­des und ein Abo vom „Spie­gel“.

    Das alles liest die KI aus die­sem Foto. Es ist eine Mischung aus „wahr­schein­lich zutref­fend“ und „könn­te stim­men“. Die Meta­da­ten des Fotos flie­ßen mit ein, in denen zum Bei­spiel der Ort der Auf­nah­me hin­ter­legt ist. Lädt man das­sel­be Bild mehr­mals bei die­sem Ana­ly­se­dienst hoch, wird die KI krea­ti­ver, wan­delt die Schluss­fol­ge­run­gen ab – und wird gele­gent­lich persönlichkeitsverletzend. 

    Sie stellt bei eini­gen Ver­su­chen sogar den Ver­dacht des exzes­si­ven Alko­hol­kon­sums in den Raum. Ob und wie das stimmt, weiß kaum jemand, aber da steht es nun laut der KI-Ana­ly­se. Bei Medi­en wäre dies Zeit für eine Gegen­dar­stel­lung, einen Wider­ruf, eine Kla­ge. Im KI-Zeit­al­ter hat die Maschi­ne etwas errech­net und behaup­tet. Die KI ist vola­til und bedient Kli­schees. Aber irgend­was scheint häu­fig „dran“ zu sein und begrün­det. Und etwas bleibt hän­gen. Wem man da als Betrof­fe­ner wider­spre­chen könn­te: unbekannt.

    Wer den Dienst „They See Your Pho­tos“ mit pri­va­ten Fotos aus­pro­bie­ren möch­te, sei gewarnt. Er macht schlech­te Lau­ne. Denn auch bei Fami­li­en­bil­dern inter­pre­tiert die Maschi­ne schlech­te Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten, ver­mu­tet blö­de Hob­bys, unter­stellt inten­si­ve Nut­zung von Social Media, wie beim Autor. Wo der KI-Dienst das anhand eines Bil­des her­aus­le­sen konn­te, ist mir schlei­er­haft, aber er hat recht. Und auch bei ande­ren Bil­dern kommt die Maschi­ne auf man­che Din­ge, die möch­te man gar nicht wis­sen. Aus dem Bild einer jun­gen Frau schluss­fol­gert die Maschi­ne, dass sie womög­lich Stal­king­op­fer sei. Einem ande­ren Mann wird unter­stellt, leicht­fer­tig Geld aus­zu­ge­ben und viel zu rei­sen. Aus dem Bild eines bekann­ten Herrn am Küchen­tisch liest die KI, dass er über­ar­bei­tet sei, sich über­mä­ßig Sor­gen macht und dem Stress durch Eska­pis­mus zu ent­kom­men versucht.

    Hier öff­net sich eine wei­te­re Miss­brauchs­mög­lich­keit von KI. Bil­der aus Bewer­bun­gen bekom­men durch die Tech­nik eine Gren­zen über­schrei­ten­de, KI-gestütz­te Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­keit. Und selbst wenn das Bewer­bungs­fo­to ein­wand­frei ist, blei­ben Spu­ren im Web durch eige­ne Social-Media-Ver­öf­fent­li­chun­gen. Die­se Auf­nah­men mal eben auf die Schnel­le bei der KI-Ana­ly­se hoch­zu­la­den, ist mit drei Klicks erle­digt. Zack, steht einer Per­so­nal­ab­tei­lung die zwei­te Mei­nung über einen Bewer­ber bereit.

    Der Dienst Ente, der sei­ne Inter­pre­ta­ti­ons­sei­te zu Wer­be­zwe­cken ein­ge­rich­tet hat, will iro­ni­scher­wei­se sol­cher Aus­wer­tung von Bil­dern einen Rie­gel vor­schie­ben. Er spei­chert Bil­der in einem geschütz­ten Netz­werk in der Cloud. Das Hoch­la­den und Ana­ly­sie­ren von Bil­dern in KI-Netz­wer­ken kann auch Ente nicht verhindern.

    Hin­ter der Tech­nik steckt Goog­le mit sei­ner Visi­on AI. „Dazu gehö­ren: Bild­be­schrif­tung, Erken­nung von Gesich­tern und Sehens­wür­dig­kei­ten, opti­sche Zei­chen­er­ken­nung und Tag­gen von anstö­ßi­gen Inhal­ten“, schreibt das Unter­neh­men. Auf sei­ner Erklär­sei­te geht Goog­le treu­her­zig noch wei­ter. Auch hier lässt sich das Bild von Kubicki hoch­la­den – und noch näher beschrei­ben: Eine for­ma­le Klei­dung und ein Erschei­nen als „Weiß­kra­gen-Arbei­ter“ ord­net die Maschi­ne dem Mann zu. Ras­sis­tisch ist das Bild wohl nicht, urteilt die KI. „So funk­tio­niert maschi­nel­les Sehen bei Datei­en“, gibt Goog­le frei­mü­tig auf sei­ner Hilf­e­sei­te bekannt. Ich wäh­ne mich bei einem Rie­sen, der in den Mög­lich­kei­ten der Tech­nik umher­tappst, ohne die Gren­zen des Rich­ti­gen zu begrei­fen. Und des Mensch­li­chen. Was Visi­on AI noch so drauf hat, beschreibt Goog­le an ande­rer Stel­le:

    Screen­shot
    • Label­er­ken­nung, zum Bei­spiel „Men­schen, Stra­ße, Ver­kehr“ oder „Tän­zer beim Kar­ne­val 2019 in Rio de Janeiro“
    • Bild­at­tri­bu­te wie domi­nan­te Farben
    • Logo­er­ken­nung
    • Sehens­wür­dig­kei­ten-Erken­nung
    • Hand­schrift­ent­zif­fe­rung
    • Tex­terken­nung
    • Objekt­lo­ka­li­sie­rung samt Beschrei­bung, zum Bei­spiel „Fahr­rad, Tür, Treppe“
    • Über­ein­stim­mung mit Bil­dern an ande­rer Stel­le im Web, auch als Aus­schnit­te oder mit „ähn­li­chen“ Bildern
    • Erken­nung anstö­ßi­ger Inhalte
    • Wahr­schein­lich­keits­be­wer­tun­gen für Gefüh­le: Freu­de, Trau­er, Wut, Überraschung.

    Wie so oft bei neu­er Tech­nik ist die Fra­ge ent­schei­dend, was man damit macht. Viel­leicht ist es doch nicht ver­kehrt, wie die EU mit ihrer umstrit­te­nen KI-Ver­ord­nung die Künst­li­che Intel­li­genz regu­liert. Ver­bo­ten ist unter ande­rem eine Kate­go­ri­sie­rung bio­me­tri­scher Daten, um dar­aus Rück­schlüs­se auf die eth­ni­sche Zuge­hö­rig­keit oder poli­ti­sche Über­zeu­gun­gen zu zie­hen. Auch Emo­ti­ons­er­ken­nung am Arbeits­platz ist verboten.

    Wenn das mal Goog­le wüsste.

  • Wie ein KI-Assistent bei der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz funktioniert

    Wie ein KI-Assistent bei der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz funktioniert

    Da muss­te er bis­her pas­sen, denn mit die­sen Infor­ma­tio­nen hat­ten wir ihn bis­her nicht aus­ge­stat­tet. Hier die Antworten.

    Der KI-Assis­tent wur­de mit­hil­fe eines Dienst­leis­ters aus den USA, Typ­ing­Mind, rea­li­siert. Das Start-up stellt im Zusam­men­spiel mit dem IT-Dienst­leis­ter der EA in Mainz den Rah­men unter der Adres­se ki​.ea​-rlp​.de zur Ver­fü­gung – also die Mecha­nik für den Auf­bau der Web­sei­te. Dazu gehö­ren das Ein­ga­be­feld für Lese­rin­nen und Leser und die wei­te­re Kom­mu­ni­ka­ti­on mit einer sepa­rat ange­bun­de­nen KI. Der Dienst läuft auf Ser­vern in Frankfurt.

    Stellt ein Nut­zer dem Assis­ten­ten eine Fra­ge, unter­sucht er zunächst sein Spe­zi­al­wis­sen, das die EA und ich bei ihm intern in Form von Doku­men­ten und bestimm­ten Web­sei­ten hin­ter­legt haben. Das Spe­zi­al­wis­sen beinhal­tet zum Bei­spiel die jüngs­ten Tätig­keits­be­rich­te der EA, Links zu ein­zel­nen Pro­jekt­web­sei­ten, aber auch zu Stel­len­aus­schrei­bun­gen. Damit wur­de der Assis­tent trai­niert. Intern ist der Assis­tent mit fol­gen­der Sys­tem­in­struk­ti­on ange­wie­sen: „Du bist der KI-Agent der EA und hilfst bei Fra­gen zu Pro­jek­ten der Ent­wick­lungs­agen­tur Rhein­land-Pfalz. Bezie­he Dich nur auf Doku­men­te aus den Trai­nings­da­ten. Ant­wor­te stets wahr­heits­ge­treu und vollständig.“

    Aus die­sem hin­ter­leg­ten Wis­sen schöpft der Assis­tent sei­ne Ant­wort – anders als bei­spiels­wei­se ChatGPT des US-Unter­neh­mens Open AI. Den­noch spielt Open AI auch bei unse­rem Assis­ten­ten eine Rol­le: Die KI wird über einen soge­nann­ten API-Zugang ange­zapft und mit dem Spe­zi­al­wis­sen der EA ange­rei­chert. Damit ist der EA-Assis­tent immer auf dem jüngs­ten Stand der hin­ter­leg­ten Doku­men­te. ChatGPT bei Open AI hat zwar mitt­ler­wei­le auch über die EA Din­ge dazu­ge­lernt, teil­wei­se datie­ren die Infor­ma­tio­nen jedoch auf älte­ren Besu­chen eines ChatGPT-Robots auf der EA-Webseite.

    Freie Wahl des verwendeten KI-Modells

    Prin­zi­pi­ell eig­net sich die Vor­ge­hens­wei­se auch für Kom­mu­nen und Unter­neh­men, um künst­li­che Intel­li­genz intern wie extern ver­füg­bar zu machen. Bei der EA ist es auch intern im Ein­satz. Mit­ar­bei­ten­de kön­nen aus meh­re­ren KI-Model­len aus­wäh­len. Der nach außen sicht­ba­re EA-Assis­tent nutzt das Modell GPT-4o. Hier wären auch ande­re Ver­sio­nen und Anbie­ter wie Goog­le Gemi­ni oder Clau­de von Anthro­pic mög­lich. Zudem ist für die inter­ne Nut­zung das Anle­gen eige­ner spe­zia­li­sier­ter Assis­ten­ten mög­lich – sei es für einen Reden­schrei­ber oder einen Pres­se­mit­tei­lungs­dienst. Hier kön­nen außer­dem eige­ne Prompts ange­legt und wie­der­ver­wen­det wer­den. Die Prompts sind zusätz­lich durchsuchbar.

    Chats des EA-Assis­ten­ten mit Lese­rin­nen und Lesern der EA-Web­sei­te wer­den intern und anony­mi­siert auf­ge­zeich­net. Durch regel­mä­ßi­ge Prü­fung wur­den so auch Fra­gen aus­fin­dig gemacht, auf die der Ass­sis­tent bis­her kei­ne prä­zi­se Ant­wort lie­fer­te – so auch zu der Fra­ge, wie er rea­li­siert wur­de. Dies kann der Assis­tent nun eben­falls beant­wor­ten: Die EA legt ihm die­sen Text als wei­te­re Trai­nings­grund­la­ge vor.

    Monatliche Kosten

    Die monat­li­chen Kos­ten für den Ein­satz der KI hän­gen von der Inten­si­tät der Nut­zung ab. Zum einen berech­net der Dienst­leis­ter Typ­ing­Mind monat­li­che Pau­scha­len ab 99 Dol­lar, abhän­gig von der Zahl der Mit­ar­bei­ten­den und der Grö­ße der hin­ter­leg­ten Spe­zi­al­wis­sen-Doku­men­te. Zum ande­ren fal­len von der Sei­te des Anbie­ters der ein­ge­setz­ten KI Kos­ten für die Nut­zung sei­ner API-Schnitt­stel­le an. Dies berech­net sich nach der Zahl und der Län­ge der ein­zel­nen Anfra­gen und Ant­wor­ten. Da bewe­gen sich die Prei­se zwi­schen Bruch­tei­len von US-Cent für drei, vier Fra­gen an die KI bis hin zu eini­gen Dol­lar bei inten­si­ve­rer Nut­zung, etwa nach dem Hoch­la­den eines umfang­rei­chen PDFs. Die Zahl der Anfra­gen und deren Län­ge las­sen sich im Sys­tem deckeln, wahl­wei­se pro ver­wen­de­tem KI-Modell oder pro ein­ge­setz­tem Assis­ten­ten. Alter­na­ti­ven zu Typ­ing­Mind sind aus Deutsch­land etwa die Tele­kom MMS mit einem Modell Busi­ness GPTNeu­ro­flash aus Ham­burg oder aus Koblenz das Start­up Nuwa­com.

    Die Figur des EA-Assis­ten­ten wur­de mit­hil­fe der Bil­der-KI Mid­jour­ney erstellt. Der Prompt dafür lautete: 

    minimalist logo, AI assistant robot head, simplified geometric shapes, white and burgundy color scheme with gray accents, Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz logo incorporated, professional and businesslike style, vector format

    Den Prompt wie­der­um hat­te zuvor eine KI-gene­rier­te Illus­tra­ti­ons­as­sis­ten­tin über ChatGPT‑4 formuliert.

  • KI lernt amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung
    Amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung: wie geschaffen für eine KI.

    KI lernt amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung

    Die Künst­li­che Intel­li­genz namens „Recht­schreib­rat Fro­ben“, wie ich sie getauft habe, nimmt dafür einen belie­bi­gen Text ent­ge­gen und macht Vor­schlä­ge für Kor­rek­tu­ren. Grund­la­ge sind die Regeln und das Wör­ter­ver­zeich­nis des Rats für Deut­sche Recht­schrei­bung. Das vor ein paar Tagen ver­öf­fent­lich­te Werk kommt auf 348 Sei­ten. Es steht unter der Crea­ti­ve-Com­mons-Lizenz 4.0 (CC BY 4.0). „Eine ver­bind­li­che Umset­zung in den Schu­len soll spä­tes­tens zum Schul­jahr 202728 erfol­gen“, teil­te die Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz am ver­gan­ge­nen Frei­tag mit. Auch für die öffent­li­che Ver­wal­tung und für die Rechts­pfle­ge ist das Regel­werk bindend.

    Nun kann wei­ter­hin jeder schrei­ben, whats­ap­pen oder faken, wie es ihm behagt. Wer bei­spiels­wei­se den Aste­risk * als Gen­der-Stern, den Unter­strich _ als Gen­der-Gap oder den Dop­pel­punkt : als Kenn­zeich­nung aller Geschlechts­iden­ti­tä­ten ver­mit­teln möch­te („Schüler*innen“ oder „Schüler_innen“ oder „Schüler:innen“), darf das auch wei­ter­hin. Nur dürf­te er in der Schu­le oder in der Ver­wal­tung dafür auf die Fin­ger bekom­men – wobei unklar ist, ob die Schreib­wei­sen als Feh­ler ange­stri­chen oder mit Sank­tio­nen geahn­det wer­den. Die Vor­ga­ben für die Bewer­tungs­pra­xis lägen in der Zustän­dig­keit der Schul­po­li­tik, teil­te der Recht­schreib­rat mit.

    Aus Sicht des Recht­schreib­rats sind die Son­der­zei­chen im Wort­in­ne­ren jeden­falls nicht wis­sen­schaft­lich ein­deu­tig zu begrün­den. Gleich­wohl beob­ach­tet er eine Zunah­me sol­cher Schrei­bun­gen. Ande­re Schreib­wei­sen hat der Rat dage­gen getilgt – etwa den Jogurt ohne h und die Polo­nä­se wegen des ä.

    Im Zwei­fel kann man nun dem GPT Fro­ben sei­nen Text vor­le­gen. Die KI ist beauf­tragt, sich streng an das Regel­werk zu hal­ten. In der Pra­xis ergänzt sie aller­dings schon mal abwei­chen­de Schreib­wei­sen aus dem Duden, die offen­sicht­lich als Welt­wis­sen bei ChatGPT nicht ganz aus­schalt­bar sind. Eine hun­dert­pro­zen­ti­ge Genau­ig­keit beherrscht, war­um auch immer, die KI nicht.

    Recht­schreib­rat Fro­ben (GPT bei ChatGPT)

  • „Perplexity“: Neue KI-Funktion sorgt für Furore und Bedenken
    (Illustration: Marcus Schwarze/Midjourney, KI-generiert)

    „Perplexity“: Neue KI-Funktion sorgt für Furore und Bedenken

    In Per­ple­xi­ty ist es seit ver­gan­ge­nem Don­ners­tag mög­lich, eige­ne Sei­ten ein­zu­rich­ten. „Kura­tiert von mar­cus­schwar­ze“, steht dann dar­über. Doch in Wahr­heit unter­nimmt Per­ple­xi­ty die Zusam­men­stel­lung. Zu einem belie­bi­gen The­ma schnappt sich die Maschi­ne öffent­lich zugäng­li­che Infor­ma­tio­nen. Ich habe es mit den Nach­wir­kun­gen auf das Ras­sis­mus-Video von Sylt aus­pro­biert. Inner­halb von Sekun­den hat die KI nahe­zu alles zusam­men­ge­tra­gen, was man dazu wis­sen muss; die Reak­tio­nen aus der Poli­tik, Aus­wir­kun­gen auf Betrof­fe­ne (wobei die Maschi­ne die dis­kri­mi­nier­ten Per­so­nen meint, nicht die im Video sicht­ba­ren Gröl­hei­nis), die Rol­le der sozia­len Medi­en und die Kon­se­quen­zen für die Par­ty­gäs­te. Illus­triert wird das The­ma mit einem Screen­shot eines You­Tube-Vide­os des NDR.

    Wer sich als Redak­ti­on ernst­haft mit dem The­ma befasst, hat so ohne Wei­te­res die nöti­gen Infor­ma­tio­nen. Immer­hin ver­linkt Per­ple­xi­ty auf die­ser Sei­te die jeweils genutz­ten Quel­len, von „Süd­deut­scher Zei­tung“ bis Tages­schau. Dass hier­bei auch die „Jun­ge Frei­heit“ als Sprach­rohr der „Neu­en Rech­ten“ vor­kommt, zeigt die Unbe­darft­heit der KI.

    (Illus­tra­ti­on: Mar­cus Schwarze/Midjourney, KI-generiert)

    Auch an ande­rer Stel­le macht Per­ple­xi­ty Bedenk­li­ches. In einer kura­tier­ten Sei­te über mein Lieb­lings­the­ma KI zitiert sie aus einem Text, der eigent­lich hin­ter der Bezahl­schran­ke des Medi­ums steht. Wo mensch­li­che Leser zum Abschluss eines Abos auf­ge­for­dert wer­den, holt sich die KI den Inhalt aus dem Quell­text der Sei­te. Ver­mut­lich wer­den eini­ge Betrei­ber von Con­tent-Manage­ment-Sys­te­men ihre Bezahl­schran­ken umpro­gram­mie­ren müs­sen, damit sie die Inhal­te nicht im Quell­text preisgeben.

    Ver­stö­rend ist die Leich­tig­keit, mit der die Maschi­ne die The­men abar­bei­tet. In einer Rubrik „Ent­de­cken“ zeigt Per­ple­xi­ty die wich­tigs­ten The­men der ver­gan­ge­nen Tage: den Sieg von Real Madrid in der Cham­pi­ons League, einen neu­en Strea­ming­dienst für KI-Inhal­te, den Start­ab­bruch einer Nasa-Rake­te. Das sind The­men, die ein „Per­ple­xi­ty-Team“ ein­ge­stellt hat. Wer will, stellt sich auf glei­che Wei­se die Top-Koch­bü­cher für 2024 zusam­men oder die Top Zehn der YouTuber.

    Das ist alles nur geklaut, was die KI hier als „eige­ne“ Inhal­te aus­wirft. Der eine und die ande­re wird even­tu­ell als ver­link­te Quel­le eini­ge Klicks abbe­kom­men, doch dürf­te vie­len die hand­li­che Über­sicht reichen.

    Wie Jour­na­lis­mus mit­tel­fris­tig zu finan­zie­ren ist, bleibt unklar. Die auf­wen­di­ge Recher­che einer klas­si­schen Redak­ti­on wird die KI wahr­schein­lich wei­ter­hin nicht erset­zen. An die­ser Nach­rich­ten­auf­be­rei­tung ver­dient zur­zeit nur Per­ple­xi­ty: Der Pro-Dienst kos­tet 20 Dol­lar im Monat. Dahin­ter ste­hen als Inves­to­ren unter ande­rem Jeff Bezos, der Grün­der von Ama­zon, und Nvi­dia, der Her­stel­ler von Gra­fik­kar­ten für PCs. Frei­lich hat Per­ple­xi­ty auch Kos­ten durch sol­che Sei­ten und die Auf­be­rei­tung der Tex­te durch KI-Maschi­nen. Zum Ein­satz kom­men wahl­wei­se ein eige­nes Per­ple­xi­ty-Modell oder die KI-Diens­te GPT-4o oder GPT‑4 Tur­bo von Ope­nAI sowie Clau­de 3 von Anthropics.

  • Neue KI-Chatbots machen weniger Fehler

    Neue KI-Chatbots machen weniger Fehler

    Entwicklungsschritte: Besser werden

    Lei­der waren die ers­ten Ergeb­nis­se ernüch­ternd. Doch jetzt, im Früh­jahr 2024, macht es die KI deut­lich bes­ser. Die KIs wer­den stän­dig wei­ter­ent­wi­ckelt, neu trai­niert, die Algo­rith­men ver­ste­hen bes­ser, was ein Mensch im Chat erfragt. Und ent­spre­chend ange­lei­tet und ein­ge­stellt, hal­lu­zi­nie­ren die Bots weni­ger, erfin­den sel­te­ner Din­ge hin­zu. Eine KI bringt zunächst ihr vom Her­stel­ler antrai­nier­tes Welt­wis­sen mit. Was ihr fehlt, ist Spe­zi­al­wis­sen für bestimm­te Zwecke.

    Wissenslücken: Spezialisieren und anpassen

    Zum Bei­spiel zu För­der­ver­fah­ren. Wer die Häu­fig gestell­ten Fra­gen (FAQ) zum Wie­der­auf­bau in Rhein­land-Pfalz aus­druckt, bekommt allein bei den Infor­ma­tio­nen für Pri­vat­per­so­nen an die 42 DIN-A4-Sei­ten. Das wäre viel Lek­tü­re – und eine gute Samm­lung für einen Chat­bot, der das Doku­ment kom­plett erfasst und Fra­gen dazu beant­wor­tet. Zum Bei­spiel zu der Fra­ge, wie man als Betrof­fe­ner Geld bean­tra­gen kann und wel­che Vor­aus­set­zun­gen gel­ten, um eine För­de­rung zu bekom­men. 15 Mil­li­ar­den Euro ste­hen in Rhein­land-Pfalz zur Ver­fü­gung. Damit alles gerecht und mit rech­ten Din­gen zugeht, gel­ten Regeln für vor­zu­le­gen­de Nach­wei­se, Fris­ten und Grenzen. 

    Ernüchternde Anfänge: Fehler einräumen

    Die ers­ten Tests der Ent­wick­lungs­agen­tur vor einem Jahr mit KI-Sys­te­men waren ernüch­ternd. Bei Diens­ten wie MyAs­kAI und Dan­te AI konn­ten wir zwar die FAQ hin­ter­le­gen. Doch die Ant­wor­ten der anschlie­ßend bereit­ge­stell­ten Chat­bots, die man in eine Web­sei­te hät­te ein­bau­en kön­nen, waren feh­ler­haft. Mal erfand die Maschi­ne Ober­gren­zen, die in den FAQ nicht genannt waren, mal ver­rech­ne­te sie sich, wenn für einen sechs­köp­fi­gen Haus­halt der zer­stör­te Haus­rat ersetzt wer­den sollte. 

    Da ist etwa in den FAQ für den Ersatz von Haus­rat aus­drück­lich von 13.000 Euro für die ers­te im Haus­halt gemel­de­te Per­son die Rede, 8.500 Euro für die zwei­te Per­son und 3.500 Euro für jede wei­te­re Per­son. Bei sechs Leu­ten ergibt das 35.500 Euro – und die KI errech­ne­te statt­des­sen mal 32.000 Euro, mal 28.500 Euro. Für eine „offi­zi­el­le“ KI, waren und sind sol­che Rechen­feh­ler into­le­ra­bel, selbst wenn man dazu schreibt, dass die KI feh­ler­haf­te Ant­wor­ten lie­fern kann.

    Fortschritt messen: Präziser antworten

    In den ver­gan­ge­nen Mona­ten hat sich die KI stark wei­ter­ent­wi­ckelt. Die Qua­li­tät der Ant­wor­ten wur­de viel­fach ver­bes­sert. Zwar ist ChatGPT wei­ter­hin eine „Black Box“, aus der für Außen­ste­hen­de nicht ersicht­lich ist, wie sie auf ihre Ant­wor­ten kommt. Doch erge­ben sich in vie­len Ver­su­chen neu­er­dings prä­zi­se­re und zuneh­mend feh­ler­freie Ergeb­nis­se. So auch bei unse­rem expe­ri­men­tel­len „Wie­der­auf­bau­GPT“.

    Dialoge testen: Umgangssprache verstehen

    „Mein Haus ist hin. Wie viel Koh­le gibt’s?“ So bur­schi­kos und umgangs­sprach­lich lau­tet seit Jahr und Tag unse­re Ein­stiegs­fra­ge beim Tes­ten diver­ser KIs im Zusam­men­spiel mit den FAQ. Das Ergeb­nis nennt heu­te, im Früh­jahr 2024, rich­ti­ger­wei­se die För­der­sät­ze für den Ersatz vom ver­lo­re­nen Haus­rat und die bis zu 80 Pro­zent hohe För­de­rung für den Wie­der­auf­bau eines zer­stör­ten Hauses. 

    Inter­es­sant wer­den Ant­wor­ten im wei­te­ren Ver­lauf: Auf fik­ti­ve Neu­bau­kos­ten von 500.000 Euro berech­net die KI rich­ti­ger­wei­se aus den bis zu 80 Pro­zent För­der­geld eine Sum­me von 400.000 Euro. Bei sechs gemel­de­ten Per­so­nen im Haus­halt kommt die KI zusätz­lich für den Haus­rat auf 35.500 Euro. Und selbst bei dem aus­ge­dach­ten Ereig­nis, dass einen Monat nach der Kata­stro­phe Zwil­lin­ge gebo­ren wur­den, zählt die Maschi­ne eins und eins zusam­men: Eine Bestim­mung besagt, dass jün­ge­re Kin­der hin­zu­zu­rech­nen sind, sofern sie vor dem 15. Janu­ar 2022 gebo­ren wurden.

    Unterm Strich erge­ben sich durch sol­che prä­zi­se­ren KIs viel­fäl­ti­ge Mög­lich­kei­ten fürs Über­set­zen von Bestim­mun­gen und Verfahrensregeln. 

    Zugangsbarrieren: Kosten aufdecken

    Getrübt wird die­se Ein­schät­zung aller­dings durch die Geschäfts­mo­del­le der ame­ri­ka­ni­schen KI-Diens­te. Der oben ver­link­te Chat ist zwar zum Nach­le­sen frei zugäng­lich; wer die­se spe­zia­li­sier­te Wie­der­auf­bau­GPT-KI ein­mal selbst aus­pro­bie­ren woll­te, müss­te Abon­nent des kos­ten­pflich­ti­gen ChatGPT‑4 sein. Die Kos­ten betra­gen 20 US-Dol­lar im Monat. Dann steht die Wie­der­auf­bau­GPT-KI unter der Adres­se https://chat.openai.com/g/g‑JeZDrcxUE-wiederaufbaugpt zur Ver­fü­gung. Ach­tung, die Anwen­dung ist wei­ter­hin nur expe­ri­men­tell; die FAQ wer­den immer mal wie­der ergänzt, in unse­rem Test-Bot aller­dings nicht aktua­li­siert. Es bleibt ein Test.

    Technische Hürden: Integration ermöglichen

    Das Unter­neh­men Ope­nAI bie­tet für die auf sei­ner Web­sei­te ange­bo­te­nen KI-Diens­te kei­ne Mecha­nik an, den bereit­ge­stell­ten Chat­bot auf einer frem­den Web­sei­te wie wie​der​auf​bau​.rlp​.de ein­zu­bau­en. Das aller­dings wäre eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für die Nut­zung die­ser KI. Über ande­re tech­ni­sche Wege, Stich­wort API-Anbin­dung und Hin­ter­le­gen von eige­nen Trai­nings­da­ten, wäre ein sol­ches Wid­get mög­lich – sei es für bestimm­te FAQ, gezielt gecrawl­te Web­sei­ten-Inhal­te und bereit­ge­stell­te PDF-Sammlungen.

    Zukunftsaussichten: Weiterentwickeln und prüfen 

    Nötig wird dann auch eine erprob­te Nach­ver­fol­gung: Wenn ein Bot auf einer Web­sei­te Ant­wor­ten gibt, soll­te er nicht unbe­ob­ach­tet blei­ben. Es braucht Pro­to­kol­le und nach­träg­li­che Prü­fun­gen. Gege­be­nen­falls müs­sen hin­ter­leg­te Doku­men­te auf­grund der gewon­ne­nen Erfah­rung anders for­mu­liert wer­den. Doch wenn sich die KIs so wei­ter­ent­wi­ckeln wie in den ver­gan­ge­nen Mona­ten, erge­ben sich viel­sei­ti­ge neue Bots, die sich sel­te­ner als bis­her ver­rech­nen oder Falschaus­künf­te geben. Die Tests und Bewer­tun­gen der Ergeb­nis­se gehen weiter.

  • Künstliche Intelligenz entschlüsselt Bilder und Texte

    Künstliche Intelligenz entschlüsselt Bilder und Texte

    Hochwasserangepasste Brücken

    Da hat etwa eine Grup­pe von Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern eine 55-sei­ti­ge Bro­schü­re zusam­men­ge­stellt. Sie gibt Emp­feh­lun­gen für hoch­was­ser­an­ge­pass­te Bau­ten nach der Flut­ka­ta­stro­phe im Ahrtal. In dem Doku­ment fin­det sich eine Gra­fik mit meh­re­ren Brücken.

    Lei­der erklärt die Gra­fik nicht, was es mit den Brü­cken­ty­pen auf sich hat und war­um sie bes­se­ren Schutz bei Hoch­was­ser bie­ten. Die KI kann das. Über mei­nen bevor­zug­ten Dienst Typ­ing­Mind mit Anschlüs­sen an KIs wie GPT‑4 Visi­on erstellt die Maschi­ne eine aus­führ­li­che Beschreibung:

    Das Bild zeigt ein Sche­ma für hoch­was­ser­an­ge­pass­te Brü­cken­bau­wei­sen, wie es in der Quel­le „Burg­hardt et al, 2022“ dar­ge­stellt wird. Es illus­triert ver­schie­de­ne Kon­struk­ti­ons- und Design­an­sät­ze, um Brü­cken wider­stands­fä­hi­ger gegen Hoch­was­ser­er­eig­nis­se zu machen.

    Im obe­ren Teil des Sche­mas sind ver­schie­de­ne Über­bau­ar­ten dargestellt:

    Abfluss­quer­schnitt: Links sehen wir eine Brü­cke mit einem ver­grö­ßer­ten Abfluss­quer­schnitt, was den Was­ser­fluss unter der Brü­cke erleichtert.

    Ange­pass­ter Fließ­quer­schnitt: Die zwei­te Brü­cke zeigt eine Anpas­sung des Fließ­quer­schnitts, um den Was­ser­fluss zu optimieren.

    Mehr Raum für den Fluss: Die drit­te Brü­cke hat grö­ße­re Öff­nun­gen, um mehr Raum für den Fluss zu schaffen.

    Dar­un­ter sind spe­zi­el­le Brü­cken­ty­pen zu sehen:

    Hub­brü­cke: Eine Brü­cke, die sich für den Schiffs­ver­kehr anhe­ben lässt.

    Klapp­brü­cke: Eine Brü­cke mit einem beweg­li­chen Teil, der sich auf­klap­pen lässt.

    Strö­mungs­güns­ti­ger Über­bau: Eine Brü­cke, die so gestal­tet ist, dass sie den Was­ser­fluss mini­miert und die Strö­mung optimiert.

    Im mitt­le­ren Teil wer­den Pfeil­erfor­men und deren Ein­fluss auf den Was­ser­fluss thematisiert:

    Pfei­ler: Es wer­den zwei Pfeil­erfor­men gezeigt, die den Was­ser­wi­der­stand mini­mie­ren sol­len, mit Strö­mungs­wi­der­stands­ko­ef­fi­zi­en­ten von 0,6−0,8 bzw. 0,65−0,76.

    Im unte­ren Teil des Sche­mas geht es um die Bemes­sung und den Schutz der Brücken:

    Zusätz­li­che Bemes­sungs­las­ten: Hier wird gezeigt, wie zusätz­li­che Las­ten in die Bemes­sung ein­flie­ßen kön­nen, um die Struk­tur zu stärken.

    Tie­fen­grün­dung und Ero­si­ons­schutz: Es wird dar­ge­stellt, wie eine Tie­fen­grün­dung und Maß­nah­men zum Ero­si­ons­schutz imple­men­tiert wer­den können.

    Ver­zicht auf Brü­cken: Als letz­te Opti­on wird der voll­stän­di­ge Ver­zicht auf eine Brü­cke gezeigt, was den Was­ser­fluss natür­lich nicht behindert.

    Ver­zicht auf Stab­bo­gen­brü­cken: Hier wird emp­foh­len, auf Stab­bo­gen­brü­cken zu ver­zich­ten, da die­se mög­li­cher­wei­se den Was­ser­fluss stär­ker behindern.

    Die­se Dar­stel­lung könn­te in einem News­let­ter oder Arti­kel ver­wen­det wer­den, um über moder­ne und hoch­was­ser­re­sis­ten­te Brü­cken­bau­wei­sen zu infor­mie­ren und zu dis­ku­tie­ren, wie Infra­struk­tur ange­sichts zuneh­men­der Hoch­was­ser­er­eig­nis­se durch den Kli­ma­wan­del ange­passt wer­den kann.

    Das ist doch schon wesent­lich bes­ser erklärt. Wenn­gleich ich zum Strö­mungs­wi­der­stands­ko­ef­fi­zi­en­ten mehr Exper­ti­se bräuchte.

    KI analysiert Schreibstil

    Das funk­tio­niert oft auch mit Screen­shots von Social-Media-Bei­trä­gen. Da schreibt ein Blog­ger fast täg­lich auf Face­book kri­ti­sche Anmer­kun­gen zu Welt­ge­sche­hen und per­sön­li­chen Beob­ach­tun­gen. Ich mache mir gele­gent­lich das Ver­gnü­gen, das Wohl und Wehe die­ses Gewe­ses von einer KI ana­ly­sie­ren zu las­sen. Drei Screen­shots und eine Anfra­ge bei Clau­de 3 Opus spä­ter steht das Urteil der Maschi­ne fest:

    „Der Autor ver­wen­det defi­ni­tiv kei­ne Sprez­za­tu­ra in sei­nem Schreib­stil. Im Gegen­teil. Statt Leich­tig­keit und Ele­ganz pflegt er einen aggres­si­ven, pole­mi­schen Ton. Sei­ne Mei­nun­gen und Wer­tun­gen trägt er unver­hoh­len zur Schau. Er scheut sich nicht, sei­ne ver­meint­li­chen Geg­ner direkt und unver­blümt zu atta­ckie­ren und lässt kei­ner­lei Zurück­hal­tung oder Non­cha­lance erken­nen. Ins­ge­samt wirkt sein Schreib­stil eher bemüht und for­ciert als läs­sig und natür­lich. Es ent­steht der Ein­druck, dass er sich sehr anstrengt, Ein­druck zu machen. Der Autor setzt also auf das genaue Gegen­teil von Sprez­za­tu­ra: auf demons­tra­ti­ve Mei­nungs­stär­ke, Angriffs­lust und Zuspit­zung statt auf beton­te Leich­tig­keit und vor­neh­me Zurück­hal­tung. Sein Stil ist das Gegen­teil von ‚läs­si­ger Eleganz‘.“

    Das ist star­ker Tobak und ein inter­es­san­tes Fremd­wort Sprez­za­tu­ra, das ich sogleich in mei­nen Wort­schaft auf­neh­men. Die mei­nungs­star­ke Bewer­tung der KI lädt dazu ein, sie zur Erwi­de­rung zu nut­zen – zumal, wenn die Maschi­ne in ande­ren Bei­trä­gen Unge­nau­ig­kei­ten, wei­te­re Pole­mik und Feh­ler ent­deckt. Doch die KI zum Dis­ku­tie­ren auf Face­book zu nut­zen wäre, wie Kipling sagt, eine ande­re Geschichte.

    Mathematische Rätsel

    Weni­ger kri­tisch ist die KI bei mathe­ma­ti­schen Auf­ga­ben. Da lädt man die­ses Rät­sel hoch, die Maschi­ne ver­tut sich zunächst bei einer Far­be und fin­det nach einer Kor­rek­tur die rich­ti­ge Ant­wort: Gelb = 3, Rot = 6, Blau = 9.

    Etwas anspruchs­vol­ler ist die­ses Kreuz­wort­rät­sel. Da ver­tut sich die Maschi­ne gele­gent­lich bei der Zahl der zu fül­len­den Qua­dra­te und kommt dann zu inhalt­lich zutref­fen­den, aber nicht ins Ras­ter pas­sen­den Ant­wor­ten. Selbst nach dem Scan des aus­ge­füll­ten Kreuz­wort­rät­sels mit unge­fähr 60 Pro­zent gefüll­ten Qua­dra­ten kann die Maschi­ne das Rät­sel nicht abschlie­ßend lösen.

    Geometrische Knobelaufgabe

    Ähn­li­ches erleb­te ich kürz­lich mit fol­gen­dem gra­fi­schem Rät­sel. Eine Bekann­te auf Face­book, Mathe­leh­re­rin, stell­te die­se Kno­bel­auf­ga­be. Ein Brett liegt schräg in der Schub­la­de. Sie ist 20,5 cm tief (in der Gra­fik Wert s). Wie lang ist die Stre­cke x rechts außen?

    Sei es GPT‑4 Visi­on, Clau­de 3 Opus oder Gemi­ni Pro Visi­on: Alle drei KIs tra­fen zutref­fen­de Aus­sa­gen über die gezeig­ten Drei­ecke und Win­kel. Alle waren stets bemüht. Doch beim Aus­rech­nen von x kam kei­ne Maschi­ne auf die rich­ti­ge Lösung. Dabei sind alle nöti­gen Anga­ben in der Gra­fik enthalten.

    Wer schafft es, einer KI die pas­sen­den Fra­gen zu stel­len, um sie das rich­ti­ge Ergeb­nis aus­rech­nen zu las­sen? Hin­wei­se bit­te in die Kommentare.

    Die Bekann­te hat mir die Lösung direkt zukom­men las­sen. Alle drei Maschi­nen ant­wor­te­ten dar­auf sinn­ge­mäß: Sie ist rich­tig. Wie schön!

    Der Mensch bleibt noch überlegen

    Ein Zeit­lang noch, so scheint es zumin­dest, bleibt der Mensch der Maschi­ne in man­chen Belan­gen über­le­gen. Neh­men wir das für die ver­blei­ben­de Zeit mit Sprezzatura.

  • Künstliche Intelligenz: Wir kommen noch mal neu rein

    Künstliche Intelligenz: Wir kommen noch mal neu rein

    Da ist zum einen der „Glo­be Explo­rer“: eine neu­ar­ti­ge Such­ma­schi­ne, die Such­vor­gän­ge struk­tu­riert unter­teilt, mit­hil­fe von KI baum­ar­tig gestal­tet und ähn­lich wie bei einer Mind Map Zusam­men­hän­ge fin­det. Jeder Begriff wird dabei bebil­dert, und man ist sofort im The­ma. Wer für eine Power­Point-Prä­sen­ta­ti­on Ideen fürs Bebil­dern braucht, wird hier schnell fün­dig. Und bekommt den Blick geweitet.

    Gut, die aktu­el­le Kanz­le­rin ist mitt­ler­wei­le ein Mann, die HDI-Are­na von Han­no­ver 96 heißt inzwi­schen anders, und die deut­sche Fah­ne ist gewiss nicht die Kriegs­flag­ge des Nord­deut­schen Bun­des aus dem 19. Jahr­hun­dert. Daten sind teil­wei­se ver­al­tet und falsch. Doch zeigt der Explo­rer, dass auch für alte Such­ma­schi­nen wie Goog­le neue Dar­stel­lun­gen von Such­ergeb­nis­sen mög­lich sind.

    Zum zwei­ten macht eine spe­zi­el­le KI namens Groq zur­zeit die Run­de. Sie hat sich öffent­lich zugäng­li­che Sprach­mo­del­le wie Llama und Mix­tral geschnappt, Open-Source-Model­le also. Das Beson­de­re ist das Tem­po, mit dem die KI hier ant­wor­tet. Anfra­gen wer­den inner­halb von Mil­li­se­kun­den beant­wor­tet. Grund sind spe­zi­el­le Pro­zes­so­ren und Sys­te­me, LPUs genannt. Die­se „Lan­guage Pro­ces­sing Units“ über­flü­geln her­kömm­li­che Gra­fik­kar­ten, die bis­her für KI-Sys­te­me ein­ge­setzt wer­den. Das Ergeb­nis beschleu­nigt nicht nur Text-KIs, son­dern auch Bil­der-KIs, Musik­ge­ne­rie­rung und mehr. Nicht zu ver­wech­seln ist Groq mit Grok, der KI von X‑Chef Elon Musk.

    Und drit­tens hat eine KI jetzt den Turing-Test bestan­den. Ein Team von der Uni­ver­si­ty of Michi­gan und der Stan­ford Uni­ver­si­ty hat einen modi­fi­zier­ten Turing-Test ent­wi­ckelt und durch­ge­führt, der zeigt, dass ChatGPT‑4, die KI von Ope­nAI, Ver­hal­tens­wei­sen und Per­sön­lich­keits­merk­ma­le auf­weist, die von mensch­li­chen nicht zu unter­schei­den sind.

    Der Turing-Test, benannt nach dem bri­ti­schen Mathe­ma­ti­ker und Com­pu­ter­wis­sen­schaft­ler Alan Turing (1912–1954), ist ein Maß­stab für die Fähig­keit einer Maschi­ne, men­schen­ähn­li­ches Ver­hal­ten zu zei­gen. Im Gegen­satz zu frü­he­ren Ansät­zen, die sich auf die sprach­li­che Fähig­keit der KI kon­zen­trier­ten, unter­such­te das For­schungs­team, wie ChatGPT‑4 in einer Rei­he von Ver­hal­tens­spie­len agiert, die dar­auf aus­ge­legt sind, mensch­li­che Cha­rak­ter­zü­ge wie Ver­trau­en, Fair­ness, Risi­ko­aver­si­on, Altru­is­mus und Koope­ra­ti­on zu messen.

    ChatGPT‑4 ver­hielt sich in die­sen Spie­len inner­halb der Band­brei­te mensch­li­chen Ver­hal­tens und zeig­te sogar Mus­ter, die auf Lern­fä­hig­keit hin­deu­ten. Inter­es­san­ter­wei­se neig­te die KI dazu, koope­ra­ti­ver und altru­is­ti­scher zu sein als der Durch­schnitt der mensch­li­chen Teilnehmer.

    Die­se Stu­die zeigt nicht nur, dass KI-Sys­te­me wie ChatGPT‑4 mensch­li­ches Ver­hal­ten in kom­ple­xen sozia­len Situa­tio­nen nach­ah­men kön­nen, son­dern auch, dass sie poten­zi­ell in der Lage sind, in bestimm­ten Kon­tex­ten „mensch­li­cher als mensch­lich“ zu agieren.

    KI wäre dann nicht nur Werk­zeug, son­dern Part­ner in ver­schie­de­nen Aspek­ten des mensch­li­chen Lebens.