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  • Warum die CeBIT tot ist

    Warum die CeBIT tot ist


    Mein Lebens­mit­tel­markt hat mich digi­ta­li­siert. Ich scan­ne selbst. Neh­me also die Laser­pis­to­le in die Hand und schie­ße damit direkt am Wurst­re­gal auf die Pom­mer­sche Leber­wurst. Das spart spä­ter an der Kas­se den Scan der Wurst durch die Kas­sie­re­rin. Dach­te man. Dann mach­te es Glo­bus unnö­tig kompliziert.

    So gibt’s dank Son­der­ra­batt­ak­ti­on dies­mal beim Glo­bus-Super­markt in Lahn­stein in Rheinland-Pfalz:

    • 25 Pro­zent auf Sachen aus dem zwei­ten Stock,
    • 20 Pro­zent auf Haushaltswaren,
    • 15 Pro­zent auf Rasurprodukte.

    Ich kau­fe den­noch spar­sam. Denn die Laser­pis­to­le weiß zwar mei­nen Namen und was ich kau­fe, aber nicht den Rabatt: Abge­rech­net wird zum Schluss, mein Lie­ber. An der Kas­se. So habe ich zwar stän­dig eine genaue Sum­me der Aus­ga­ben auf dem Dis­play, aber irgend­was wird spä­ter abge­zo­gen. Also lie­ber vor­sich­tig shop­pen. Welch ver­wir­ren­de, ver­meint­li­che, kauf­hem­men­de Transparenz.

    Gel­ber Alarm

    Der Auto­mat an der Kas­se schlägt an: Gel­ber Alarm! Zum Glück geht kei­ne Star-Trek-Sire­ne. Die Maschi­ne, die­ser miss­traui­sche Tropf, meint, mein Ein­kauf müs­se über­prüft werden.

    Die Mit­ar­bei­te­rin über­prüft den Ein­kauf. Scannt fünf Lebens­mit­tel. Alles okay. Ich will nicht wis­sen, wie­viel Fehl­bu­chun­gen der Laden wegen der Scans einer Ein­zel­fla­sche hohes‑C an der Sei­te statt an dem plas­tik­ver­schweiß­ten Sech­ser­ge­bin­de oben erleidet.

    Die Mit­ar­bei­te­rin legt mir einen Gewinn­spiel­cou­pon in den Ein­kaufs­wa­gen. Ich bedan­ke mich und bezah­le. Der Bon kommt aus dem Auto­ma­ten. Bei den Rabat­ten habe ich einen klei­nen Jack­pot gewon­nen. Am Bon hängt noch mehr: Ich gewin­ne zusätz­lich zum Gewinn­spiel­cou­pon von der Kas­sie­re­rin einen Gut­schein für eine Über­ra­schung. Also auf zum nächs­ten Auto­ma­ten. Dort, neben der Klei­der­bou­tique („20 Pro­zent Rabatt!“), tau­sche ich die­sen Gut­schein gegen mei­nen Gewinn: einen Zeh­ner­rie­gel Him­beer­ex­trakt. Gro­ße, naja, Freude.

    Den Gewinn­spiel­cou­pon geöff­net. Es gibt noch mehr: Sie gewin­nen 5 Euro und kön­nen zusätz­lich am Online-Gewinn­spiel teil­neh­men, gehen Sie zur Information!

    Ich gehe direkt auf Los, zur Infor­ma­ti­on. Dort ist viel Los. Die Schlan­ge dau­ert zehn Minu­ten. Die Dame sagt „Sie sind mein ers­ter, wie schön!“ Sie möch­te den Namen ihres ers­ten, ich gebe ihr zur Beschleu­ni­gung des Sach­ver­halts mei­ne Visi­ten­kar­te. Sie ver­schwin­det mit­samt Gewinn­spiel­cou­pon, Visi­ten­kar­te und Zugang zum Online-Gewinnspiel.

    Hat lei­der län­ger gedauert

    Nach zehn Minu­ten kommt sie wie­der, hat lei­der län­ger gedau­ert, weil: Kei­ner wuss­te, wie die fünf Euro zu ver­bu­chen sind. Sie gibt mir als Ersatz für den gedruck­ten Fünf-Euro-Gut­schein einen von Hand aus­ge­füll­ten Fünf-Euro-Gut­schein; per­so­na­li­siert durch einen wei­te­ren Code; ein­zu­lö­sen beim nächs­ten Kauf; ein­zu­scan­nen von der Kas­sie­re­rin oder von mir; und den Zugang zum Online-Gewinnspiel.

    Ich habe einen Lauf.

    Zurück im Auto, tip­pe ich den Code ins Han­dy. Lei­der ver­lo­ren. Aus Spaß mache ich im Code aus der 1 eine 2. Sie haben gewon­nen! Einen Heiz­lüf­ter! Tip­pen Sie hier Ihre Daten ein!

    Ich tip­pe alles ein. Auf der Web­sei­te, die alles von mir längst ken­nen könn­te. Name. Adres­se. Tele­fon­num­mer, E‑Mail-Adres­se. Das Geburts­da­tum fehlt. Nach­ge­tra­gen. Die E‑Mail kommt prompt: Sie haben einen Heiz­lüf­ter gewon­nen! Dru­cken Sie die­se E‑Mail aus, brin­gen sie sie. Beim nächs­ten Ein­kauf mit­samt dem Online­code in unse­ren Markt: in Erfurt-Linderbach.

    Kei­ne 323 Kilo­me­ter ent­fernt. Dort, wo jemand dem­nächst einen Heiz­lüf­ter gewinnt und kei­ne Gewinn-E-Mail aus­dru­cken kann, weil die ja schon nach Lahn­stein ging.

    Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass ein Ein­zel­händ­ler bei sol­chen Spiel­chen noch lan­ge überlebt.

    P.S.: Die CeBIT 2018 war die letz­te in Deutsch­land. Sie woll­te den Unter­neh­men Ant­wor­ten auf All­tags­fra­gen der Digi­ta­li­sie­rung geben. Kun­den­bin­dung, Per­so­na­li­sie­rung, vir­tu­el­le Freund­schaft, ver­ein­fach­te Abläu­fe. Ich bin gespannt auf den ers­ten Super­markt von Ama­zon, wenn er denn mal nach Deutsch­land kommt.